28. Dezember 2015

Neuer Kalender, neues Glück?

Das mit dem Bedürfnis nach Neubeginn, das versteh ich. Menschen brauchen Neustarts, in Religionen sind die nicht ohne Grund institutionalisiert.

Aber das mit Silvester?
Ein neues Jahr dann zu feiern, wenn zB Bäume zum Blühen anfangen, ist nachvollziehbar. Aber mitten im Winter? Wenn der einzige Unterschied zum alten Jahr ist, dass am ersten Jänner alles neblig vom Knallersmog ist und die ganzen Raketenhülsen die Gehsteige und Wiesen verdrecken und alle genervt sind, weil ich Silvesterverweigerer am ersten Jänner um 8 in der Früh gutgelaunt herumhopse?

Vielleicht liegts daran, dass mein Weltbild sehr viel fließender ist, abstrakter und intuitiver. Quantifizierbare Ziele mögen in einigen Fällen und für einige Personen sinnvoll sein, sind aber letzendlich auch nur beliebige Punkte auf einer Linie.
Wie will man persönliches Wachstum überhaupt messen? Ich bin doch kein Mehlsack auf einer Waage.
Und schließlich laufen doch alle konkreten und oft quantifizierbaren Ziele eh auf diese abstrakten Sachen wie Gesundheit, Wohlbefinden, Zufriedenheit, Wissen und Können hinaus.
Klar, ich hab Ziele im Leben, manche davon sogar quantifiziert. Aber ich orientiere mich nicht am Datum.

Sind Jahresrückblick und Jahresmotto eigentlich Bloggerkrankheiten? Ich kenn sonst keinen der das macht. Ich versteh den Sinn dahinter. Ich habs die letzten beiden Jahre ausprobiert, weil ich die Idee so für sich gut finde.

Aber das bin nicht ich.

Zahlt sich denn ein Rückblick überhaupt wirklich so aus? Wie viel hab ich davon tatsächlich mitnehmen können? Der heftigste Fail war ja dieser Monsterrückblick 2014, der sich als Minimalismusadventkalender getarnt und fast unseren Blog zum Einsturz gebracht hat. So viel Arbeit, aber neue Gedanken waren für mich nicht dabei - ich bin ein Mensch der eh dauernd reflektiert und deswegen keine extra Gelegenheit dafür braucht.
Bevor die Jahresmottoitis in all den Blogs ausgebrochen ist, hab ich mich auch ohne Mottos, Vorsätze und Rückblicke entfalten und weiterentwickeln können.


Daher, von mir keinen Rückblick, keinen Ausblick, kein Motto. Alles fließt, alles entspannt ;)

5. Dezember 2015

Ode an die Technik von Gestern

Ich liebe Technik von Gestern.


Dabei rede ich nicht von Vorgestern. Ich red nicht von Waschrumpeln und anderem mühseligen Zeug. (Auch wenn es durchaus sehr geniale Low Tech Sachen von vorgestern gibt, die auch heute noch kaum verändert rocken)
Ich rede von Technik, die nicht am allerneuesten Stand der Möglichkeiten ist, nicht fancyfancyblingbling, aber trotzdem solide ihren Dienst tut.

Ich rede von meinem sechseinhalb Jahre alten mp3-Player, der 60 Stunden Akkulaufzeit hat (jetzt vielleicht noch 50) und ein kleines Display, das genau das anzeigt, was es anzeigen soll: Text. Er kann Formate wie .ogg und .flac abspielen, aber auch jene von Apple. Obwohl er theoretisch auch Flash-Videos abspielen kann, ist er kein fancy Mediencenter - man sieht ja auf diesen Videos fast nix.
Was soll ich mit all den heutigen, die müde 15-20h Akkulaufzeit haben, meist nur wenige Formate abspielen können, aber dafür lauter Features draufhaben, die ich alle nicht brauch? Ausnahmen, die ich mir tatsächlich kaufen würde, gibt es kaum, welche die ich mit gutem Gefühl kaufen würde, derzeit keine.

Ich rede von meinem alten E-Bookreader, der noch Tasten hat und nicht mit Wischerei bedient wird. Er tut was er soll: Ich kann damit ebooks lesen und mir Onlineartikel draufschicken um sie offline lesbar zu machen. Er schont meine Augen, er ist mobil. Ich kann die Bedeutung mir unbekannter englischer Wörter abrufen.
Ein Upgrade auf Wischbarkeit ist für mich einfach nicht sinnvoll. Statt klicken wische ich. Statt mit dem curser schnell zu dem Wort zu klicken, das ich doch mal nachschlagen will, tapse ich drauf, nur minimal schneller und ich bin sowieso immer zu faul um irgendwas nachzuschlagen. Es bringt nichts.

Oh und meine Akustikgitarre. Sie ist 30 Jahre alt, gehört glaub ich eigentlich meiner Schwester und ist nur echt mit Quackquack. (Die langsam unkenntlich ausgeblichen sind :( Leute, da oben am Foto sind Enten drauf, ok? Mami-Ente und zwei Baby-Enten.)
Klar war ich mir mit 15 viel zu cool für sowas Spießiges wie Akustikgitarren oder - noch schlimmer: ein Klavier. Aber meine e-Gitarre hab ich seit 10 Jahren nicht mehr angegriffen. Ich hab irgendwann eingesehen, dass ich beim Musikmachen ein Akustikgitarrenmädchen bin und aus mir niemals ein Punkrockbalg oder eine Metalbraut wird. Ich hab auch nie wirklich die ganzen Effekte am Effektgerät genutzt (ein ziemlich fettes Teil) und grade rockige Verzerrungen brauchen eine gewisse Lautstärke, die ich meinen Nachbarn nicht antun kann. Ich spiel auch einfach viel lieber clean. Ich mag keine Powerchords (das sind so abgespeckte Akkorde, die man verwenden muss, wenn man stark verzerrt, weil sonst der Klang völlig übersteuert) und ich zupfe viel lieber hübsche Folk-Muster mit den Fingern.
Eine Akustikgitarre ist mobil, kein Gekabel nervt, man braucht keine Zusatzgeräte (außer einem Capo und einem Stimmgerät, beides sehr platzsparend), sie hat einen schönen Klang und sie ist leichter als die elektrifizierte Version.

Was genau mich an leicht veralteter Technik begeistert?

Als INFJ, Teil eines Menschenschlags der extrem zukunftsfokussiert denkt, irritiert es mich manchmal ein bisschen, wie sehr ich teilweise an altem Zeug hänge. Wie wenig mich oft die aktuelle(re) Version überzeugt.

Aber es sind teilweise pragmatische Gründe: das ältere Zeugs ist meistens besser verarbeitet (weil in unserer Konsumkultur ja schnell was Neues gekauft werden muss, wegen Wirtschaftswachstum, und weil wir immer mehr für immer weniger Geld haben wollen), es ist oft besser durchdacht (weil sich durchgesetzt hat was funktioniert) und - es ist meistens schon da und muss nicht neu gekauft, neu produziert werden.

Und dann sind es ideologische Gründe. Ich sehe die Zukunft weit weniger high tech, als sich die meisten das wohl so ausmalen (hab ja hier schon drüber geschrieben). Wir werden uns im postfossilen Zeitalter oft wieder auf "alten Kram" besinnen müssen. Muskelkraft als Energiequelle, teilweise De-Maschinisierung. Handkurbel statt Elektro beim Kuchenteigmixen? Vielleicht. Wo wir elektrische oder gar fossile Energie verwenden wird wieder stärker durchdacht werden. Es wird auch wichtig werden, dass Geräte und Produkte an Komplexität verlieren, sodass es uns wieder leichter möglich sein wird, selbst zu reparieren. (Oder überhaupt zu reparieren...)

Ich bin mit (kunst)handwerklich geschickten und begeisterten DIY-Eltern aufgewachsen, meine Mutter lebt den Quality-over-Quantity-Gedanken. Auch das hinterlässt natürlich seine Spuren.

Ich hab übrigens schon mal darüber sinniert: Technik-Leapfrogging.
Die Beispiele, wo alles grade etwas aus den Fugen läuft, häufen sich. Letztens hat dieser Artikel seine Kreise durch die Onlinewelt gezogen, wo Apple für schlechtes Design kritisiert wird (also eines, wo die Verwendbarkeit eines Geräts stark leidet). Ist zwar länger, zahlt sich aber echt aus zu lesen!


Was ist deine liebste "veraltete" Technik?

17. November 2015

materialfehler hat ein Smartphone - die ersten 2 Monate

Angefangen hats mit diesem Tweet:


das "neue" und das alte Mobiltelefon

Oder eigentlich hats vorher noch angefangen.

Bis zum Sommer 2015 habe ich nie das Bedürfnis gehabt, ein Wischtelefon zu besitzen. Ganz im Gegenteil, ich wollte ganz dringend keines haben. Es konnte nix, das ich nicht lieber mit dem Laptop oder Tablet machen wollte.
Generell bin ich immer so, dass ich neue Dinge und Entwicklungen erstmal beobachte, so auch bei den Tablets. Seit 2013 hab ich deswegen eines (ein gebrauchtes), weil ich einen sehr fetten Stapel an Papers für Uni und Diplomarbeit mobil bei mir tragen konnte und die Textmarkerfunktion war auch genial. Bildschirmgröße mit 10 Zoll auch optimal für mich, und ich brauch die Tablet/Smartphone-Funktionen ja unterwegs kaum.

Diesen Sommer gab es einige Situationen, wo ich mobiles Internet dringend gebraucht hätte. Da hätte ich allerdings auch eine Simkarte in das Tablet stecken können, vielleicht prepaid oder sowas. Trotzdem hab ich das Gefühl gehabt, jetzt doch wirklich ein Smartphone zu benötigen. Weil mein Freund so nett ist, hat er mir sein Reservehandy geschenkt, ein iPhone4 von 2011. Für 30€ repariert und schon hat man also ein Smartphone.

Die ersten Tage waren irgendwie witzig, weil ich eine unglaubliche Aggression auf das Ding gehabt hab, wenn ichs nur angeschaut hab. Dabei hat es mir gar nix getan, es war nicht lästig und gar nix. Aber die Simkarte wurde kleiner geknipst, damit sie in das Smartphone passt und so war kein Weg zurück zu meinem alten tollen Handy, das NIX kann, außer telefonieren, smsen und bei einer SMS Miau machen (Es kann miau machen!!! Damit hab ich immer alle Katzenmuttis um mich herum ganz nervös gemacht).
Es war irgendwie fast ein kleiner Kulturschock.

Der Unterschied zum alten Tastenhandy hat sich im Alltag gar nicht so stark bemerkbar gemacht, weil ich bereits ein Tablet gehabt hab und sich so die Nutzung nur aufgeteilt hat.

Meine Plusse und Minusse

Der Plural schaut geschrieben sehr seltsam aus, deswegen bleibt das so.

Was ich am Smartphone gut finde
  • Im Gegensatz zum Tablet lockt mich die intensive Internetnutzung auf dem Mikro-Bildschirm (3,5 Zoll) so überhaupt nicht. Es wird das notwendigste nachgeschaut, das wars. Dadurch verleitet es mich auch nicht dazu, beim kurzen Emailschecken einfach mal weiterzusurfen. Mir kommt vor, die Zeit die ich online verbringe, ist etwas zurückgegangen. Aber ich kann mir das auch einbilden.
  • Ich kann die meiste Zeit meinen Laptop, und nun auch mein Tablet, einfach verräumen. Dadurch liegt weniger Zeug und Gekabel herum.
  • Normalerweise plapper ich so viel, dass auch meine Chatmitteilungen gerne halbe Romane werden. Das finde ich nicht immer so gut. Durch die nervige Mikrotastatur, die trotzdem das halbe Display verdeckt, halte ich mich ganz automatisch kurz. Kürzer jedenfalls. (Kommentar vom Freund: "Oder so.")
  • Dass es alt und klobig ist <3 Ich liebe alte und klobige Technik einfach!
  • Es ist durch die Größe viel mobiler als mein 10'' Tablet. Ich mags nicht, Zeug mit mir rumschleppen zu müssen, das sich so schwer anhängt.
  • Wenn ich Leute besuche, v.a. über Nacht, hab ich mein eigenes Internetgerät dabei. War schon öfters angenehm.
  • Ich finde es gut, dass mein Wischtelefon klein und etwas klobig ist und deswegen gut in meiner Hand liegt.

Was ich am Tastenhandy gut finde
  • Dass es Miau machen kann. Wichtiges Feature.
  • Dass der Akku 2 Wochen hält.
  • Dass man damit wirklich nur telefonieren und smsen und die Uhrzeit ablesen kann. Radio hat es glaub ich auch, aber sonst nix, auch keine Kamera.
  • Es ist äußerst robust. Beim Smartphone hab ich immer Angst, aber das Tastenhandy schmeiß ich einfach in die Tasche. 
  • Es ist sehr leicht und liegt dank Klobigkeit gut in meiner Hand.


Negatives zum Wischtelefon
  • Ich habe jetzt drei Geräte (Laptop, Tablet, Smartphone), deren Funktionen sich so stark überlappen, dass ich nach wie vor nicht sicher bin, wie sie sich rechtfertigen.
  • Man muss es natürlich oft aufladen
  • Mein Wischtelefon ist ziemlich schwer, weil es scheinbar aus Metall und Glas ist. Ist zwar super wegen Verarbeitung und Haltbarkeit, aber halt auf Dauer nicht so fein zum Halten.
  • Es hat sich nicht als All-in-one-Lösung herausgestellt. Natürlich hab ich alle Funktionen ausprobiert. Aber:
    • Ich bin mit meinem Papierkalender sehr viel schneller beim Eintragen und Nachschauen.
    • Auch Notizen mach ich mir lieber im Notizbuch oder am Laptop. Wozu kann ich bitte Maschinschreiben. 
    • Vermutlich wird sich auch die To-Do-Listen-App nicht gegenüber einer analogen Version durchsetzen.
    • Die Kamera macht mir keine Freude, wenn die Fotos schön werden sollen, oder halbwegs farbgetreu. Ständig wird überbelichtet oder unterbelichtet und man kann überhaupt nix einstellen. Mir diese Foto-Apps anzuschauen ist mir zu mühsam.
    • Musik hab ich gar nicht erst drauf, weil mich iTunes als Linux-Userin und die eingeengten Datei-Endungen schon am Tablet so genervt haben. Und weil ein Smartphone eh auch so schon so viel Saft zieht, verschwende ich den nicht auch noch zum Musikhören. Mein Audioplayer kann flac und ogg und alle Appleformate gleich mit und außerdem hat er 60h Akkuzeit. Nimm DAS, schwächliches Kanonenhalteseil Smartphone.
    • Spiele interessieren mich auf dem 3,5''-Display echt nicht. Hab ein paar ausprobiert. WTF.
    • Das Tablet hat sich schon als nicht besonders angenehm für die Augen herausgestellt, was ebooks angeht. Das gleiche, nur in winzig... nö.
    • Sobald mein Lichtwecker repariert (oder ersetzt :( ) ist, hat auch die Weckfunktion eher ausgedient. Ich mag auch so ein strahlendes Teil nicht die ganze Nacht in Kopfhöhe haben. Den Flugzeugmodus vergesse ich ständig, auszuschalten, und dann maulen die Leute wieder, dass ich "nie" erreichbar bin. 
  • Zuerst wollte ich bei den positiven Seiten schreiben, dass es mir umso leichter fällt, mit Freunden Kontakt zu halten. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Muss ich denn beim Einkaufen oder Arbeiten Chatmitteilungen beantworten, oder kann das auch warten bis ich daheim bin? Statt dass man sich eine Stunde auf einen Menschen konzentriert, um mit ihm zu plaudern, zerfasert das Gespräch. 
  • Ob ich das wirklich brauche, dass ich überall mein eigenes Internetgerät dabei hab (bei Übernachtungen zb), das weiß ich eigentlich nicht. Ich mein, ich könnte auch ein Buch dabei haben. Ich muss ja nicht unbedingt abends im Bett chatten und Artikel lesen, wenn die Gastgeberin schon früher ins Bett musste. 
  • Und dann ärgert mich einfach sehr vieles bei Apple: geplante Obsoleszenz auf Softwareebene, Bevormundung, schlechtes Design (wurde das nicht früher mal in höchsten Tönen gelobt?). Aber ich hätte auch nie ein Apple-Produkt gekauft, iPhone und iPad sind zufällig zu mir gekommen.


Was hat sich durch das Wischtelefon verändert?

Gar nicht so viel, wie ich zuerst gedacht hab.

Viele Funktionen haben sich wie gesagt nicht durchgesetzt.
Einige Funktionen sind ident mit jenen vom Tablet. Statt dass ich zB übers Tablet chatte, tippe ich halt kurze Chatnachrichten am Handy.
Es gibt nur zwei Dinge, die jetzt neu sind, und zwar nur unterwegs (daheim hab ich ja eine Alternative): Ich nutze selten die "Navigation" (Adressen, Öffis, Öffnungszeiten, Stadtplan) und ich schreib manchmal eine kurze Chatmitteilung wenn ich wo warte.
Zu so einem Zombie, der überall am Handy herumwischen muss, sogar wenn er sich mit Freundein trifft, bin ich zum Glück nicht geworden. Anfangs hab ich zwar unterwegs schon bei jeder Gelegenheit herumgewischt, neues Spielzeug und so, aber das hat sich schnell wieder verlaufen.
Was mir nicht so recht in den Kram passt, ist dass ich jetzt 3 Geräte hab mit stark überschneidenden Funktionen. Unterwegs Adressen nachzuschlagen ist zwar ungemein praktisch, aber selten in Gebrauch. Und der einzige Bereich wo mir ein Smartphone wirklich etwas bringt. Keine Ahnung, ob ich beim Smartphone wirklich bleiben werde, so auf Dauer gesehen (im Sinne von, wenn das Ding mal kaputt wird).
Aber irgendwie mag ich das Wischding auch und ich bin froh, dass ich das jetzt testen und beobachten darf. Ich finde es auch interessant, wieder mal zu beobachten, dass die neuen Versionen gar nicht immer den alten überlegen sind, wenn man genau hinschaut.

Was sind deine Erfahrungen mit Tastenhandies und Smartphones?

12. November 2015

#Konsumauszeit - ich bin draußen

Leute, ich bin draußen.

Weil ich es gestern auf Twitter gesagt hab und das eine Erklärung braucht, kommen halt heute mal zwei Postings an einem Tag. Soll passieren.

Dieser hübsche Kerl hier in Nachtblau hat den Ausschlag gegeben:



Ich finde nicht so einfach BHs in meiner Größe (ich brauche Unterbrustweite 60, in 70 kann ich hinten ein Mascherl reinmachen), meistens muss ich bestellen. Da lass ich mir doch so einen Fund nicht so einfach durch die Lappen gehen.


aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Meine Konsumauszeit ist keine Pause, sondern nur aufgeschobener Konsum. Unbedachter Konsum ist derzeit eh nicht drin und da bin ich auch nicht mehr so anfällig, dass es mich stören würde.
Ich hab eine kurze Liste an Dingen, die ich brauch. Zum Beispiel eine Prägemaschine, mit der man Buchstaben in schwarze Klebestreifen reinprägt, und damit Sachen beschriften kann. Meine Sammlung an ähnlich aussehenden Pulvern in Gläsern ist gewachsen und ich möchte nicht Geschirrspülersalz mit Natron verwechseln oder die Zitronensäure mit Badesalz. Natürlich könnte ich erstmal die öden Etiketten zum händischen Beschriften verwenden - aber nur, um sie dann eh drei Wochen später durch die Prägeetiketten zu ersetzen?
Den aufgeschobenen Konsum möchte ich außerdem nicht im Dezember nachholen müssen, wenn alle Welt wahnsinnig wird.

Morgen geh ich mir daher die Prägemaschine kaufen und hol mir vielleicht noch einen BH. Ich werde die ganzen Flohmärkte genießen, die die sich jetzt im Herbst häufen und ja, ich werde mir Gewand kaufen, und wenn ich was finde, auch in den normalen Geschäften. 


Sinn der Konsumauszeit für mich

Ich hab halt mal mitgemacht. Mit der Option im Hinterkopf, das Projekt auch wieder sein zu lassen. Mir war von Anfang an klar, dass das eigentlich eine Schnapsidee ist. Ich muss derzeit sowieso sparen, unbedachter Konsum ist von vornherein nicht drin. Und das schon seit längerer Zeit. Shoppen ist absolut nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Die Sachen aus meiner Liste brauch ich tatsächlich. Ok, Essen gehen muss ich mir verkneifen, aber das reicht für mich einfach nicht aus, um jetzt gleich eine Konsumauszeit draus zu machen. Das ist einfach zu wenig.
Es gibt andere Bereiche, wo ich für mich sinnvollere Projekte draus machen kann und vielleicht auch drüber blogge, wir werden sehen. 


Ja, mehr gibts einfach nicht zu sagen. Für mich hat die Konsumauszeit grade einfach echt keinen Sinn. Aber ich beobachte die anderen Blogger weiterhin und lass mich inspirieren.



Was denkst du drüber?

Das neue Biedermeier

In Kommentaren zu Frau Dingdongs Gedanken zu Minimalismus und Konsumauszeit fragte Nanne, was Sabrina und ich mit dem Rückzug ins Private, den wir wahrnehmen, meinen.
Statt das nur in einen Kommentar zu packen, hab ich gedacht, ich antworte gleich hier im Blog.

Das mit dem neuen Biedermeier nehme ich schon seit Jahren so wahr. Generell. Was im 19. Jh. die starke Zensur ist heute die Verunsicherung und Überforderung mit Wirtschaftskrise, politischen Problemen, diversen Umbrüchen.
Was im Biedermeier der Rückzug ins traute Heim, die Picknicks, die Romantisierung des Landlebens und vergangener Zeiten (Mittelalter), die Naturgedichte waren, sind heute ebenfalls der Rückzug ins traute Heim (allein die schiere Unmenge an Einrichtungsblogs!), die Romantisierung vergangener Zeiten (Mitte des 20. Jahrhunderts: (Ur-)Omas Zeiten) und des Landlebens (Stadtflucht junger Familien, Auflagenzahlen von Magazinen wie "Landlust" - die häufig nur verträumt konsumiert werden, deren Inhalt aber nie umgesetzt wird).
Auch den Minimalismus in der heutigen Ausprägung seh ich darin verortet. Klar, es ist auch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis immer mehr Menschen mit dem Überkonsum überfordert sind, völlig übersättigt. Aber die derzeitig vorherrschende Ausprägung vom Minimalismus bleibt hauptsächlich auf der Ebene von Besitztümern, von Zeug. Das traute Heim wird entrümpelt. Der Fokus bleibt biedermeierlich im Dunstkreis von "ich, meine Familie, mein engster Vertrautenkreis".
Auf der Strecke bleibt die Interaktion mit der Außenwelt. Politisches und gesellschaftliches Engagement.

Was denkst du drüber?

8. November 2015

Konsumauszeit: Woche 1


Meine erste Tat diese Woche war, am ersten November mit meinen Neffen und meiner Nichte intensiv und völlig konsumfrei in einer alten Burgruine Laubrascheln zu gehen.

Ruine Schaumburg in Oberösterreich. Foto von mir. (So ganz zufrieden bin ich mit der Handykamera ja nicht...)


Dann hab ich noch am selben Abend eine Liste angefangen mit Zeugs, das ich im Dezember dann kaufen muss oder möchte. Ähm ja. Natürlich hat man dann 4 Wochen Zeit, um über diese Kaufvorhaben zu reflektieren, aber auch aufgeschobener Konsum ist Konsum.
Und dann hab ich 250 Euro abgehoben. Jede Woche tu ich 50€ ins Geldbörsel. Weitere 50€ sind Notfallgeld.
Das war also meine Vorbereitung für dieses Monat.

Ok, ich hab auch eine Inventur gemacht von den Vorräten an Essen, die da sind und mir lose im Kopf ein paar Rezeptideen ausgedacht. Zwar hab ich die Vorräte sogar auf eine Liste geschrieben, aber den Zettel danach wieder weggeworfen. Ich brauch keine Inventarliste.

Die Brauch es auf Challenge wurde zwar von der Küchenrenovierung gedanklich und blogglich jäh unterbrochen, geht aber in dieser Konsumauszeit automatisch weiter. Da ich den gesamten Oktober keinen Herd hatte, war es nicht weit her mit dem Vorräte aufbrauchen.

Die Suche nach einem Wintermantel war zwar erfolglos (weder Schnitte, noch Stile stehen/passen mir, ich war ziemlich sehr grantig) - aber dafür hab ichs dann doch beim Änderungsschneider versucht. Der mal geschaut und mir den fehlerhaften Part für einen Zehner ausgetauscht hat. Man darf nicht so pessimistisch sein.

Trotzdem bin ich nach wie vor am Zweifeln, ob das wirklich so der gute Zeitpunkt für das Projekt ist. Wie Pia von Malmini hier auch schreibt, ist der unbedachte Zwischendurchkonsum für mich schon so lange kein Thema mehr. In den ersten zwei Semestern in Wien, wo ich plötzlich so viel Taschengeld gehabt hab wie nie zuvor, war ich schon noch gern shoppen. Es war was Neues, Tolles, Glitzerndes, Glänzendes, die Einkaufsstraße gleich ums Eck zu haben und Goth-Klamotten, hierzulande auch Gruftigwand genannt, nicht mehr bestellen zu müssen.
Aber Shoppen gehen ermüdet mich unglaublich. Überstimulation, Menschen, Herumrennen, Anprobieren, Kassastehen, drinnen heiß, draußen kalt, schlechte Luft, Augenbrennen... Es war der nervige Mittel zum Zweck, schöne oder notwendige Sachen zu besitzen. Und wie ich dann 2009 begonnen hab, radikal auszumisten - bin ich denn blöd dass ich mir wieder Zeug kauf?
Konsumauszeit? Im Gegenteil. Ich hab mich in den letzten Monaten zwingen müssen, endlich Gewand kaufen zu gehen, weils so bitter nötig ist. Jetzt falle ich nur in den alten Modus zurück. (Wobei zugegeben eines schon hart für mich ist: nicht Essen gehen.)

Es ist eigentlich absurd, wieso brauchen Minimalisten eine Konsumauszeit? Das fragt sich auch jemand auf Twitter. Ich brauch die eigentlich nicht und sicher die anderen im Grunde auch nicht wirklich. Aber es ist ein Projekt, das weite Kreise ziehen kann und Nichtminimalisten zum Nachdenken und Experimentieren anregt. (Nachtrag: lies mal, was Karo dazu denkt!)
Und ich spar mir meine Küche wieder rein. Auch fein.

Jedenfalls diese Sachen, die ich benötige (Gewand), gibts im Dezember auch noch. Hoffentlich. Vielleicht meine Farben dann sogar in größerer Menge? Im Oktober hab ich schon einige Kleidungsstücke gekauft, die ich eh erst in das Konzept meines Kleiderschrankinhalts integrieren muss. Das könnte ich dieses Monat machen. So eine Art "shop your closet". Hmmm.... ja, ok, ich bleib also auch in Woche 2 noch bei der Konsumauszeit. Die bei mir ja ein Sparmonat ist.

Und der Sparmonat ist so lala gegangen. Zuerst hab ich gedacht, ich schaffs tatsächlich mit den 50€ diese Woche. Aber dann ist mir einmal Fortgehen und eine dringend benötigte Massage für meinen renovierungsgeplagten Problemrücken dazwischengekommen und somit sinds 85€ für diese Woche, 30€ davon für Lebensmittel (Fortgehen exklusive).

Naja. Machst du auch mit und wenn ja, wie ist es bei dir so gelaufen?

4. November 2015

Was kommt nach dem Minimalismus?

Was passiert, wenn das Wohlfühlniveau im Besitz erreicht ist? Wenn man ziemlich gut darin geworden ist, giftigen Beziehungen, Gegenständen, Verpflichtungen und Gewohnheiten aus dem Weg zu gehen? Wenn der Fokus erfolgreich vom Konsum weggeschoben worden ist?

Dann kommt das, wofür du ausgemistet hast: Zeit und Platz - in Wohnung, Terminkalender, Kopf und Herz. Neue und alte Hobbies, Ideen, Gedanken, Perspektiven, Jobs, Gefühle, Aufgaben.
Dann geht das Leben weiter. Nur mit einem veränderten Fokus.

Minimalismus ist nicht das Ziel, sondern Mittel zum Zweck. Irgendwann ist er einfach kein so großes Thema mehr, auch wenn natürlich die Grundhaltung bleibt. Kann gut sein, dass ich daher irgendwann in den nächsten Wochen oder Monaten umziehe. Neuer Blogname, aber Materialfehlerthemen. Ja, mal schauen.

Was kommt für dich nach dem Minimalismus?

1. November 2015

#Konsumauszeit: Startschuss!

Ok. Also heute gehts los, und... das ist jetzt nicht ganz so untricky.

Also, einerseits möcht ich unbedingt mitmachen.

Andererseits muss ich eine "Küche" (4 Küchenkasteln) kaufen und mein einziger Wintermantel ist natürlich genau jetzt eher unreparierbar kaputt geworden. Eigentlich suche ich immer noch 5 bestimmte Kleidungsstücke wie zB. eine zweite Jeans - und wegen der Warenverfügbarkeit sind Oktober-Dezember eigentlich exakt die Monate, wo ich Kleidung in meinen Farben finde. Eigentlich bin ich bescheuert, wenn ich grade im November eine Konsumauszeit mache.

Kann man das denn außerdem Konsumauszeit nennen, wenn ich außer den Basics (Lebensmittel + Öffi-Tickets) oben Genanntes kaufe? Ist denn Second Hand weniger Konsum? Kann ich die Küche, die ich eigentlich schon im Oktober bestellen hätte sollen, einfach ausklammern, als wär nix?
Ich habe auch noch schnell im Oktober eine Handvoll Oberteile gekauft (teilweise am Flohmarkt), weil sie wirklich notwendig waren, und meinen Kalender für 2016 und noch zwei Sachen. Zynisch irgendwie, oder?

Ich kann natürlich auch sagen, ich reduziere auf Lebensmittel+Öffis, nehme Wintermantel, Jeans und Küche als essentielle Ersatzkäufe hinzu und die restlichen 4 Kleidungsstücke finde ich wahrscheinlich eh nicht. Ausflüge sind bei mir eh eher mit den Öffis zur Endstation und dann Laubrascheln gehn.

Der Sinn der Konsumauszeit ist es aber eigentlich, sich mal von den ganzen Geschäften fernzuhalten und wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, was man wirklich braucht. Vielleicht auch, um mal nachzufühlen, wie es Langzeitarbeitslosen geht. Wenn ich jetzt aber diese 5 Kleidungsstücke suche, weil ich sie halt wirklich brauch, und die Suche länger dauert weil ich ja so pingelig geworden bin durch mein Kleiderschrankprojekt, verbringe ich zwangsläufig ja trotz allem Zeit in Konsumräumen (Geschäfte, Onlineshops, Flohmärkte).

Schwierig. Aber ich probiers trotzdem. Meine Liste geht also so:

Erlaubt sind:

  • Lebensmittel + Öffi-Tickets (wenn Rad und Fuß unzumutbar sind)
  • Wintermantel + zweite Jeans + Küche
  • Ausflüge
  • Joker (Kleid, Rock, Pulli, langärmeliges T-Shirt - sollte ich überhaupt was finden)

Außerdem soll es ein Sparmonat werden, wo ich insgesamt nur 200-250€ ausgeben möchte. Ausgenommen sind die Küche und der Wintermantel, da hol ich mir das Geld sowieso vom Sparbuch.

Der November ist eigentlich wirklich der blödeste Zeitpunkt für mich, eine Konsumauszeit zu machen. Werd ichs trotzdem schaffen? Oder scheitern, das Projekt abbrechen und meinem Kleiderschrank das dringend nötige Aufstocken gönnen? Denk dir diese Sätze von dem einen Typen gesprochen, der diese ganzen Tier-jagt-Tier-Szenen im Fernsehen spricht, unterlegt mit unnötig dramatischem Klangteppich.

Ok. Was sind deinen Gedanken dazu? Ist das was ich da probiere überhaupt noch Konsumauszeit?

28. Oktober 2015

materialfehler macht mit: #Konsumauszeit



Apfelmädchen und sadfsh haben sich mit einem tollen Projekt aus ihrer Internetwüste zurückgemeldet. Just für den Vorweihnachtskonsumrausch rufen sie zu einer Konsumauszeit auf - den gesamten November wird "nichts" gekauft:
  • "30 Tage lang nichts Neues kaufen
  • ausgenommen sind: Lebensmittel, Drogerie-/Haushaltsartikel (nur wenn vorheriges Produkt aufgebraucht ist), Ausflüge und Aktivitäten
  • Wenn etwas Wichtiges kaputt geht: erst reparieren, ansonsten ersetzen (wenn möglich gebraucht)
  • Leihen und Tauschen sind nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich erwünscht!
  • Wer möchte, kann sich über Blogs/Kommentare, Twitter und Facebook austauschen. Hashtag ist #Konsumauszeit. Immer dienstags erscheint hier ein Updatebeitrag, in dem wir über unsere Woche berichten und neue Blogbeiträge von Teilnehmer_innen verlinken."

Das sind die Bedingungen, die die beiden als abänderbaren Serviervorschlag anbieten. Klingt nach einem guten Plan.

Wie mich Apfelmädchen auf Twitter gefragt hat, ob ich mitmachen möchte, war meine erste Reaktion: Määäh, ich würd ja gern, aber ich brauch eigentlich voll viel im November. Ich muss zum Beispiel eine Küche kaufen. Ich brauch so manches neues (oder gebrauchtes) Kleidungsstück, weil ich sonst frieren muss (Ja, ich hab leider tatsächlich, im völlig rationalen Sinne, zu wenig Gewand. Oder Klamotten, für die deutschen Leser). Und andere Dinge.
Aber andererseits ist es auch wieder voll einfach für mich, weil ich mir eh grad nix leisten kann. Man hülle meine derzeitige finanzielle Situation in den hübschen Euphemismus "Konsumauszeit". Höhö.

Allerdings seh ich jetzt schon die Gefahr, dass ich jetzt noch schnell im Oktober Sachen kauf und dann am ersten Dezember oder so... Naja, ich mein, es ist grade jetzt die Zeit, wo meine Winterfarben verfügbar sind, wenn ich nicht wie ein angestaubter, gelbsüchtiger Gnom durch die Gegend rennen will, muss ich jetzt Gewand kaufen. Und zwar auch Sommertaugliches. Ab Jänner ist es vorbei, da kommen die Frühlingssachen in die Geschäfte, und zwar auch in die Second-Hand-Läden.

Bei mir wird es vielleicht eher überhaupt ein Spar- und Aufbrauchmonat werden. Nicht Essen gehen (miauuuu :( ), endlich mein Rad aufpumpen und mir so die Einzeltickets für die Öffis sparen, nur Dinge kaufen, die auf der wohldurchdachten Liste stehen.
Ich präsentier euch dann am 1. November, wie ich mir das ausgedacht hab.

Ähm ja. Ich weiß gar nicht, ob ich das dann überhaupt noch Konsumauszeit nennen darf... Vielleicht wie gesagt, ein Sparmonat.

Macht noch wer mit? 



22. Oktober 2015

Herbstiherbst Soundtrack

Ich bin ein Herbstkind.
Tee trinken und Laubrascheln und Spekulatius und kühle feuchte Luft und Igel und Schmusedecken und Kohlsprossen und Kuschelsocken und Kürbismarmeladebrote...
Hach, das kalte Halbjahr, wenn die kühle Luft den Kopf frei macht und man endlich wieder gut schlafen kann.
Ich hab auch im Herbst Geburtstag. Also heute. Und deswegen schenk ich dir meine liebsten Herbstlieder :)

(Die Idee ist zur Abwechslung mal wieder von Frau Dingdong geklaut, die hier ihre Herbstplaylist vorspielt. Wer jetzt meint, ich wär voll das DingDongFangirl, hat wohl nicht so unrecht haha :D Nur leider ist mein Soundtrack musikfokussiert und hats nicht so mit Videos... Schau also unbedingt auch bei Frau Dingdong vorbei!)


1. Pascal Pinon - Ekki Vanmeta


Pascal Pinon, das sind zwei süße kleine Isländerinnen, die mit ihren Freundinnen zusammen Musik machen. Um was es in dem Lied geht, kann ich dir leider nicht sagen, weil Isländisch einfach zu crazy ist.
Meine persönliche Stimmung im Herbst (oder vielleicht auch meine persönliche Grundstimmung das ganze Jahr über) ist gemütlich, aber schubidu. Ich brauch auch bei ruhigen Liedern meist einen gewissen beschwingteren Unterton. Dynamik. So wie in dem Lied schaut es in meinem Kopf aus, wenn ich auf der Couch sitze und draußen der Regen gegen die Scheibe trommelt.


2. Liljan Loisto - Heili Karjalasta


Ich weiß nicht wieso, aber das Lied klingt für mich wie goldene Herbstsonne - ist eher ein Septemberlied. Die Reggae-Version von einem karelischen Volkslied, aber um was es geht, müsste mir auch erst Google Translate vermuten. Rein musikalisch steh ich auf Finnisch, ganz besonders auf das R.


3. Eivør - Mín Móðir


Eivør Pálsdóttir singt hier von ihrer Liebe zu ihrer färingischen Heimat. Was die Färöer ("Meine Mutter") alles sind: eine Königin, die schönste Blume, das hübscheste Lied - und putzigerweise auch ein Baum. Obwohl die Schafe auf den Inseln schon vor Jahrhunderten jeden Baumschößling aufgejausnet haben, der nicht bei Drei! auf den Bäu... äh ja. Jedenfalls ein Herbststimmungslied, das in Frühling und Sommer seltsam anzuhören wäre. Zumal auf den Färöern eh meistens Herbststimmung ist. Nass und windig. Aber allein wegen den Schafen fahr ich vielleicht trotzdem mal hin.


4. Garmarna - Varulven


Der Werwolf im dunklen Wald, der einer (schwangeren?) Frau nachsteigt, sie bettelt um ihr Leben, bietet ihm alle ihre Reichtümer an, klettert irgendwann auf einen Baum - der Werwolf frisst sie trotzdem und ihr Liebster findet danach nur mehr ihren blutigen Arm. Super Thema für den Herbst. Man beachte den Halbtonsprung wie sie auf den Baum klettert und es wirklich dramatisch wird! :D
Der düstere Herbstbeitrag von Schweden.


5. Siri Nilsen - Alle snakker sant


Das ist wieder ein persönliches Lied, diese gemütlich beschwingt schubiduige Grundstimmung. Vom Musikalischen her schaut es zwar eigentlich immer so aus in meinem Kopf, aber im Herbst ganz besonders. Spekulatius essen und mit dem Fuß fröhlich mitwippen.
Der Text ist dagegen weniger ich - Siri Nilsen singt davon, wenn man irgendwie im Leben ansteht, und die gutgemeinten Ratschläge schon nicht mehr hören kann.


6. Aristocats - Hvem vil ikke gerne være kat


Herbst ist auch deswegen fein, weil ich Wohnungskatze dann endlich keine Ausreden mehr brauch, warum ich mich so gern gemütlich daheim verkrieche hehe. Wer wär schließlich nicht gern eine Katze. So auch der Titel vom dänischen Beitrag. Und weil ich sicher nicht die einzige bin, die im Herbst Lust bekommt, all die alten Filme nochmal zu schauen. Und weil ich finde, dass Dänisch irgendwie am allerbesten zu Katzen passt, die swingen. Oder jazzen. Oder was auch immer.


So, dann hätten wir also zuerst zufällig und dann doch mit voller Absicht Fennoskandinavien durch :D


Was ist dein Herbstiherbst Soundtrack? Zeig mal!


19. Oktober 2015

Greenpunk und Peak Everything

Frau Dingdong hat heute oder gestern einen Artikel über Amish-Futurismus verlinkt (hier gehts zum Artikel) - und schon hab ich wieder ein Bussi von meiner Muse auf der Wange, so ein nasses schlabbriges wie von einem überschwänglichen Zweijährigen.

Ich kenn natürlich die Amischen, aber ich hab vergessen, wie inspirierend sie zum Thema Konsumkritik sind, auch wenn ich mit Religion und religiösem Leben null anfangen kann, und auch einiges kritisch seh.

Entgegen allen futuristischen Settings in Dystopien und Sci-fi-Serien sehe ich persönlich die Zukunft sehr viel mehr Low Tech als den Filmemachern und Spieleentwicklern Spaß machen würde.
Low Tech, das sind schlaue Gerätschaften, die ohne Strom o.ä. auskommen. Fahrräder sind Low Tech, ein Mixer mit Handkurbel ist Low Tech, zwei Tonkrüge mit Erde dazwischen zur Aufbewahrung von Gemüse sind Low Tech, und Segelschiffe auch.
Niemand sagt, dass diese Sachen optisch daherkommen müssen wie aus dem 18. Jahrhundert, auch wenn das manch einer schick finden kann (ich zB :D). Niemand sagt, dass das Zeug nicht beim Nachbarn ausm 3D Drucker kommen darf.
Und niemand sagt, dass Segelschiffe einen zurück ins Mittelalter katapultieren. Moderne Segelschiffe sind erstens schick und modern anzusehen und zweitens den Motorenschiffen weit überlegen (kein Motor, kein Tank, dadurch schneller, wendiger und mehr Ladefläche). Wirf mal die Suchmaschine an, da gibts ganz abgefahrene Sachen, teilweise wirklich mit Segeln, teilweise mit Turbinen. Im Netzkonstrukteur-Blog gibts ein paar so geniale Technologien, wo Strom aus riesigen Grashalmen gewonnen wird. Äh, ich schweife ab.

Aber die Realität ist trotz allem, dass uns die Rohstoffe alle enorm ausgehen. Peak Oil ist bekannt - dass uns das Erdöl verpufft. Keine Sau würde sich für die kompliziert und teuer zu bewirtschaftenden Teersandfelder interessieren, wenn die Kacke nicht schon am Dampfen wär. Unsere Gesellschaft basiert so dermaßen auf Erdöl, dass uns das volle Ausmaß noch gar nicht bewusst ist.
Energie ist ein ganz zentrales Element im Funktionieren einer gesellschaftlichen Ordnung, aber es wird eigentlich nie angesprochen, auch die Wissenschaft ist meist auf dem Energie-Auge blind.


Unsere Geschichte geht ja nämlich so:


Pflanzen wandeln Sonnenenergie in essbare Kalorien um. Tiere essen Pflanzen und nehmen damit indirekt Sonnenenergie auf - sie eignen sich die Energie die sie zum lustig Herumspringen brauchen also an, indem sie prima Biomasse jausnen. Jäger/Sammler-Gesellschaften brauchen zum Leben auch Biomasse: Pflanzen, Tiere, Holz. Nicht alles wird für Energie gebraucht (indem man es in Bauchspeck oder Lagerfeuer umwandelt), sondern auch für Häuschen und Pfeile.

Die Agrargesellschaft (neolithische Revolution) geht einen Schritt weiter, sie eignet sich nicht nur frei herumliegende Biomasse an, sie erhöht die für sie verfügbare Energie, indem sie Natur kolonisiert. So nennt man das, wenn man Nutztiere züchtet und Ackerbau betreibt, also Ökosysteme gezielt so verändert, dass der Ertrag steigt. Wenn man das geschickt macht, hat man eine kleine Überproduktion, sodass 5% der Bevölkerung nicht in der Landwirtschaft tätig sein muss.

Der große Sprung kommt durch die industrielle Revolution, wo plötzlich durch fossile Energieträger, also Kohle und später Erdöl, dermaßen große Mengen an Energie zur Verfügung stehen, wie niemals zuvor (und mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals danach...). Eine Gesellschaft kann sich nur innerhalb der energetischen Grenzen entwickeln - und die sind abhängig vom Boden, wo unser Bohnenaufstrich sozusagen rauswächst. Wirds mit dem eigenen Boden eng, holt man sichs von woanders (Kolonialismus). Fossile Energieträger haben also ein ganz wesentliches Problem (kurzzeitig) gelöst - Party!

Der wesentliche Punkt ist, Energie war immer der zentrale begrenzende Faktor und man muss alle gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen auch auf dem Hintergrund der verfügbaren Energie(träger) betrachten (leider wird das auch in der Wissenschaft meistens ignoriert).


Und der ganze Rest...


Aber das mit der Energie ist ja noch nicht alles. Der ganze Rest geht uns aus. Um die Ernährung von 7, 8 oder 10 Milliarden Menschen zu gewährleisten, brauchen wir zum Beispiel Düngemittel. Ohne die Grüne Revolution wäre die heutige Lebensmittelproduktion ja gar nicht möglich. Düngemittel kommt aber nicht aus dem Nichts. Ja ok, mit dem Haber-Bosch-Verfahren kann man sich Ammoniak sozusagen aus der Luft ziehen (allerdings nur mit enormen Energieeinsatz, und die geht uns ja bekanntlich aus). Aber sonst können wir uns Phosphor nur aus dem Berg holen - und auch das geht uns aus.
Die fruchtbaren Böden gehen uns aus. Erstens historisch bedingt - die ersten Siedlungen waren natürlich dort, wo was gut wächst. Wenn Siedlungen sich räumlich ausdehnen (urban sprawl), schlucken sie dann blöderweise genau diesen fruchtbaren Boden. Zweitens natürlich die Übersäuerung und Bodenerosion. Boden ist eine endliche Ressource. Was weg ist, ist weg. Puff. Die Humusschicht braucht viele hundert Jahre, um sich wieder aufzubauen und bis dahin muss man sie natürlich komplett in Ruhe lassen. Außer es hat sich eine Wüste gebildet, dann ist es eher mal zu spät, tät ich sagen.
Viele Metalle gehen uns aus - allen voran die Seltenen Erden. Die sind nicht in dem Sinne selten, sondern nur meistens in so Minimengen vertreten, dass man unglaublich viel mehr Geld in den Abbau stecken müsste, als rausschauen würde. Es gibt ein paar Orte, wo die konzentrierter vorkommen, und die leeren sich grade fleißig. Ist halt blöd, dass Photovoltaik zB ohne Seltene Erden nicht geht.
Die Liste ginge noch weiter. Trinkwasser zum Beispiel, ganz schirches Problem. Ach, wirf einfach mal die Suchmaschine an und such nach "Peak Everything". Halte Frustkekse bereit. Bio, wenn geht.



Peak Everything vs. heutige Gesellschaft


All diese Ressourcen sind viel wichtiger und grundlegender für unsere heutige Gesellschaft, als wir uns das im Alltag bedenken.
Dass wir eine Dienstleistungsgesellschaft haben, wo nur noch 2-5% der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiten muss, das geht nur mit Erdöl. Weil wir so die menschliche Arbeit im physikalischen Sinne nicht mehr brauchen. Es ist eine einfache Rechnung: Je mehr Überproduktion von landwirtschaftlichen Produkten, desto komplexer kann eine Gesellschaft sein. Agrarische Gesellschaften sind wenig komplex. Bei 5% nichtlandwirtschaftlicher Bevölkerung ist da nur eine kleine Adelsschicht drin. Entweder man beutet andere Völker aus (Kolonialismus) und kommt so zu mehr Rohstoffen, oder man ersetzt irgendwie Arbeitskraft durch zB. Erdöl. Man darf gespannt sein, wie sich das weiterentwickeln wird. Zurück ins Mittelalter ist keine Option, allein schon deswegen, weil die Uhr, tickitacki, immer nur nach vorne geht. Was aber alles an der Ressource Erdöl hängt, darfst du dir selber mit einem Mindmap malen, ein richtig dichtes Netz aus Ernährung, Transport, Globalisierung, Komplexität, Arbeitszeitreduktion, Hobbies, Lebensstile, Verteilungsgerechtigkeit, Dienstleistungen, Medizin, gobale Gerechtigkeit, Arbeitsmobilität, Infrastruktur und Raumplanung... Und alle Linien haben Pfeile, oft in beide Richtungen. Wie werden sich Infrastrukturen entwickeln, wenn das Pendeln zum Arbeitsplatz nicht mehr möglich ist? Wie werden sich unsere Konsummuster ändern müssen, wenn die energiehungrigen Industrien umdenken mussten? Wie wird das tägliche Leben in Familien aussehen? Welche Produkte werden wir nutzen? Lass dich in deinen Gedanken treiben. Besorg dir für das Mindmap besser ein Blatt in A1-Größe und schreib klein...
Und nein, Erdöl lässt sich niemals durch Strom aus Wasser/Wind/etc. ersetzen. Nicht in der Menge, wie wir die Energie grade verbraten. Aber das weißt du ja.


Raumschiffe und Marsbesiedelung? Eh niedlich.


Inmitten so einer Realität muss ich leider bei den ganzen Weltraumfantasien herzlich lachen. Die Verfügbarkeit von Energie ist ein wesentlicher Faktor, auch was an gesellschaftlichen Geschmacksrichtungen verfügbar ist. Woher soll die Energie kommen für bemannte Raumfahrt wie in Star Trek? Atomkraft? Klar, es gibt Leute, die fest an die kalte Fusion glauben. Aber wir sollten doch aus der Geschichte über die Risikospirale (Begriff von Ulrich Beck, wenn mich nicht alles täuscht) gelernt haben. Jede neue Technologie soll in Wahrheit ja die Risiken und Probleme der alten Technologie lösen, aber bringt nur wieder neue Risiken in die Welt. Die Atomkraft wurde in Zeiten vom sauren Regen, der ja durch die Emissionen aus Kohlekraftwerken verursacht wurde, gefeiert. Bis uns mal ganz dezent ein Atomkraftwerk um die Ohren geflogen ist. Nö, ich glaube nicht an die kalte Fusion.
Ich glaube an Greenpunk.
So wie Steampunk ein vergangenes Energie- und Technikregime (Kohle/Dampf und Mechanik) in die Zukunft projiziert, projiziere ich mit meinem voll cool ganz alleine ausgedachten Prinzip des Greenpunk ein auf Biomasse basierendes Regime in die Zukunft. Nur halt ohne die ganzen uncoolen Sachen wie Patriarchat, Feudalismus, Pest und sowas. Und wirklich nix spricht gegen 3D Drucker. Aber halt das mit dem High Tech mal mit mehr Abstand sehen. Weil sonst ist man nur traurig und maulig, wenn wir wieder auf ein Energiemengenniveau von, keine Ahnung, 1920 oder so, zurückfallen.

Deswegen bin ich Minimalistin.
Es gibt ja so viele Gründe, reduziert zu leben, wie es reduziert Lebende gibt. Einer meiner beiden Hauptgründe ist Peak Everything. Er ist bereits Realität. Aber während andere noch mit Scheuklappen jedes Jahr auf die Malediven fliegen (solang es die noch gibt), bereite ich mich mental auf ein postfossiles Leben vor.
Und deswegen hab ich irgendwie auch immer nur ein müdes Lächeln für all diese High-Tech-Romantik übrig. Ich sag: Low Tech ist die Zukunft. Greenpunk :D

Deine Meinung?

30. August 2015

Die Brauch es auf! Challenge (und das Kapital)

Jetzt, wo ich einerseits ziemlich ziemlich pleite bin (Monatsende, argl), andererseits ja meine Küche komplett renovieren und somit ausräumen muss, hab ich endlich auch die Motivation für die Brauch es auf! - Challenge, zu der Apfelmädchen und sadfsh in ihrem Blog aufgerufen haben.

Mein kleines Problem mit Vorräten hat sich zum Glück schon gelöst, aber es gibt trotzdem einiges zum Aufbrauchen, auch weil das Zeug ja nicht ewig hält und es teilweise schon sehr lange da rumsteht.

Angestaubtes Glas mit halben Kichererbsen - das Maskottchen meines Aufbrauchens, quasi

Aber eigentlich ist es gar nicht so schlecht bestellt um das Essenszeug für einen 1,5-Personenhaushalt. Es war sicherlich ein Vorteil, dass ich im Juli keinen Kopf zum Kochen gehabt hab und im August so selten daheim war.
Statt meiner Inventarsliste gibts jetzt lieber Überblicksfotos. Seht ihr, wie leer meine Vorratsgläser schon sind? :) Die waren früher mal alle bummvoll.



Hier bekommt ihr auch einen Einblick in meine Retro-Küche, hier der original 70er Boden/Wand-Belag. (Mehr dann bei den Vorher/Nachher-Fotos. Noch ist die Sache mit dem Kostenvoranschlag und der Kücheneinrichtungsplanung am Laufen. Ab Mitte/Ende Semptember kommen dann die 3-4 Dreck&Staub-Wochen. Es wird ja einiges aufgestemmt und rausgerissen. Fürcht mich eh schon ein bissl.)

Viele Sachen sind wohl nicht so schwer aufzubrauchen zu sein. Die Kichererbsen verschwinden nach und nach in Curries. Bei Buchweizenmehl wirds schon schwieriger. Ich mach zwar manchmal Galettes (das sind Crêpes aus Buchweizenmehl, sind deftig gefüllt, aber mir schmeckts auch süß mit Obst und Ahornsirup), aber da geht nicht wirklich viel von dem Zeug weiter. Vielleicht werd ich Brownies machen mit halb Buchweizenmehl, halb Dinkel-Vollkornmehl? (Sollte ich schnell machen, bevor ich 3 Wochen lang keine Küche hab...) Wofür verwendet ihr denn Buchweizenmehl?
Und auch ein Sorgenkind: Weizengraspulver. Ich verwends bis jetzt für grüne Smoothies für Faule, aber ich mags nicht nur dafür verwenden. Ich probier mal, obs in Porridge schmeckt. Wofür verwendest du es denn?

Ich bin echt gespannt, wie weit ich es schaffe, die Sachen aufzubrauchen. Wie kreativ ich werde, um so wenig wie möglich neu zu kaufen. Der Startschuss ist heute und ich werde alles dokumentieren, was ich bis zum Beginn der Renovierung neu kaufen musste und was ich alles aufgebraucht hab. Es wäre irgendwie schön, mit der neuen Küche dann auch die Bevorratung neu zu beginnen.

Ja und dann muss ich noch was gestehen, was mir sehr peinlich ist. Ich hab jetzt besser verstanden, warum Menschen in westlichen Ländern dazu tendieren, Essen wegzuwerfen. Weil ich im Juni und Juli echt viel Essen weggeworfen hab :( Ich war so gestresst mit dem Uniabschluss, dass ich keine Zeit/Nerven zum Kochen gehabt hab und viele Sachen einfach übersehen hab. In der extremen Hitze sind mir die Bananen auch sofort braun geworden. Normalerweise back ich dann damit Kuchen, aber so hab ich die Dinger teilweise büschelweise wegwerfen müssen. Ich versteh jetzt, dass gestresste Menschen, also Leute mit 40h-Job und Kindern zum Beispiel, einfach keinen Kopf für Aufbrauchen und Restlessen haben. Ich hab das auch nicht gehabt. Meine Kreativität war völlig von meiner Haupttätigkeit verbraucht, ich hab den Überblick über meine Vorräte verloren und alles, was nicht schnell zubereitet war, vergammelte.
Die Kombination aus wenig Geld und viel Stress hat bei mir auch dazu geführt, dass ich viele doppelt und dreifach plastikverpackte Sachen im Diskonter gekauft hab. Mit dem Rad zum Markt fahren war einfach nicht drin. Die vielen Plastikfolien und Bioplastikdoserln (vom Biobestellinder) im Mistkübel waren mir sogar ziemlich sehr wurscht. Meine Konzentration lag einfach woanders. Bei mir war das jetzt natürlich erstmal nur kurzzeitig. Aber für andere Leute ist das vielleicht dauerhaft. Ich denk da vor allem an Alleinerziehende. Man kommt nach einem 8-10 Stunden Tag erschöpft nach Hause, muss dann noch den Haushalt erledigen, Kochen, die Hausaufgaben von den Kindern kontrollieren, schauen was die nächsten Tage so ansteht, möchte vielleicht auch noch einen kleinen Funken Freizeit haben (aus Erschöpfung meist vorm Fernseher verbracht). Am Wochenende muss man sich um die Oma kümmern, mit den Kindern was unternehmen oder Mama/Papa-Taxi für sie spielen, ihnen beim Lernen helfen. Will sich vielleicht in der minimalen Zeit, die übrig bleibt, auch mal mit Freunden treffen. Kinder werden zu unpassendsten Zeiten krank oder bauen Mist (man darf unerwartet die Nacht im Krankenhaus verbringen). Der Chef macht Stress, das Projekt muss fertig werden, Überstunden. Wo bitte hat man da Geld, Zeit oder den Kopf, um sich Gedanken um Lebensmittelverschwendung zu machen, Müllvermeidung, DIY? Man kauft einmal die Woche Lebensmittel ein, das muss huschhusch gehen. Und natürlich wird bei so einem Einkaufsrhythmus mal was schlecht. Kind 1 bleibt spontan bei einem Freund zum Mittagessen, Kind 2 will plötzlich Lebensmittel X partout nicht mehr essen, man hat sich vertan oder im Stress zu viel gekauft. Im Tiefkühler vom Wocheneinkauf kein Platz, isst mans selbst wird man dick, also wegschmeißen.
Wer viel Stress hat im Leben, viele Unsicherheiten, sucht dann die Sicherheit auch in vielen Vorräten. Und da hat das Sicherheitsgefühl mehr Gewicht als das Risiko, ein paar Sachen wegwerfen zu müssen. Wer wenig Geld hat, hamstert bei Angeboten. Wer viele Vorräte hat, verliert den Überblick und kauft manches doppelt. Und auch so steigt das Risiko, dass was gammlig wird.
Lauter so Sachen.

Ich glaube, Nachhaltigkeit ist eine Sache von kulturellem und finanziellem und zeitlichem Kapital und das ist ja extrem ungleich verteilt. Wer kann sich Bio leisten? Wer hat das Wissen, wie man Ressourcen spart? Wer hat das Bewusstsein um die Endlichkeit der Ressourcen? Wer versteht tatsächlich, was das 2-Grad-Ziel bedeutet? (Für "Normalos" klingen 2 Grad ja nach nix, es wird in den Medien ja die Bedeutung oft nicht kommuniziert) Wer hat die Zeit, Marmelade selbst einzukochen?

Naja. Jedenfalls brauche ich heute gleich mal die Cashews auf. Wer errät, was das hier wird?


Was sind deine Gedanken dazu?

16. August 2015

Weil es glitzert.

Warum kann man manchmal Dinge, die man nicht verwendet, die keinen emotionalen Wert haben, die keinem Zweck dienen (auch nicht, dass sie einen Raum verschönern), nicht loslassen?

Beispiel: Meine (kleine) Nagellackparade.

Nicht am Bild: 5 eingetrocknete Lacke, die ich schon im Juli weggeschmissen hab und zwei, die ich am Treffen Frau DingDong geschenkt hab, die mir vorher nicht verraten hat, dass sie ja eigentlich Nagellackkaufverbot hat haha! Dieses Früchtchen. Aber ok, geschenkt ist ja nicht gekauft.


Es ist komplett absurd. Ich schmink mich fast nie. Ich trag nie Nagellack. Ich hass den Geruch sowohl von Lack, als auch vom Entferner. Wenn der Lack mal oben ist, will ich ihn sofort wieder runtertun. Er fühlt sich nicht nur seltsam verklebt am Nagel an, er irritiert mich auch optisch und ich fühl mich irgendwie auch wenn der Lack schon trocken ist so, als dürfte ich jetzt alles nur ganz vorsichtig mit spitzen Fingern angreifen. So sehr mir Nagellack an manch anderen Händen gefällt, an mir wirkts so seltsam. Oder zumindest finde ich das - und das ist ja, was letztendlich zählt. Mir muss es gefallen. Und mir gefällts an mir selbst nicht.

Und trotzdem fällt es mir so schwer, diese schönen bunten und glitzernden Flascherln loszulassen. Was ich bitte schön schon losgelassen hab, sogar wenn andere mir schlechtes Gewissen einreden wollten. Und jetzt habe ich einige Monate mit diesen Lacken gekämpft und auch jetzt hängt mein Herz noch so dran, dass ich sie nur in liebevolle Hände abgeben will, anstatt einfach wie vieles andere im Stiegenhaus auszusetzen...

Ursprünglich hab ich ein paar von diesen Lacken gekauft, um mir bunte Stricknadelforken für meine Haare zu machen (will wer eine Anleitung?). Eigentlich waren sie also gar nicht für die Nägel gedacht, aber dann bin ich auf die Idee gekommen, dass Nagellack eine der wenigen Möglichkeiten ist, um an Farben zu kommen, die mir stehen. Bei Klamotten schauen die diversen Wintertypen  (ich gurke ja irgendwo zwischen Deep Winter und True Winter herum) seit vielen Monaten schon durch die Finger, außer man will ausschließlich Schwarz anziehen.

Ich bin wirklich enttäuscht, dass es sich nicht als Möglichkeit für mich herausgestellt hat. Und die Stricknadelforken sieht man ja auch nicht wirklich, die sind nur am Hinterkopf.
Diesen Horrorsommer (sowohl auf Twitter, als auch hier hab ich ja ausreichend gejammert) hab ich mir außerdem meine Haare abgeschnitten, sie sind jetzt erstmal schulterlang (also die Spitzen stupfen an den Schultern an) und es würde noch 2 Jahre dauern, bis ich wieder Stricknadelforken tragen könnte und bis dahin sind die Lacke eh eingetrocknet und wer weiß ob ich dann so einen DIY-Look überhaupt noch wirklich tragen kann/will oder nicht doch lieber erwachseneren Haarschmuck wähle. Vielleicht bleib ich aber auch noch länger kurzhaarig. Also kein Grund, die Lacke aufzuheben. Genausowenig wo ich mich doch so seltsam und überhaupt nicht wie ich selbst mit bunten Nägeln fühle, weder Hände noch Füße. (Und Nagellack ist ja auch wirklich weder gesund noch öko.)

Es ist sehr sehr seltsam. Und es ist sicher, weil sie glitzern. Oder so schön bunt sind. Anders kann ichs mir nicht erklären. Ich bin kein sentimentaler Mensch und ich hab langjährige Ausmisterfahrung.
Also weg mit den Lacken, verdammt! Kanns ja echt nicht sein.

Oder sollte ich den Nagellack doch noch irgendwie außerhalb von den Nägeln aufbrauchen? Auf pinterest findet man unheimlich viel. Vielleicht verbrauch ich also noch ein bissl Lack und setz ihn erst dann aus. (Jaja. Und dann doch nix damit machen und er steht weiterhin herum. Man möge mich fest beißen.)

Was sind denn deine völlig irrationalen doofen "Anhängsel"?

10. August 2015

Verflüssigung

Hier in Wien hat es seit einigen Tagen mal wieder durchgehend 38 Grad. Und wird es bis mindestens nächstes Wochenende auch haben. In der Nacht kühlt die Innenstadt ja auch nicht wirklich wesentlich ab. Mein Hirn wird gegrillt, mein Kreislauf klappt bei allem zusammen, das nicht in Zeitlupe passiert.  Kann mir keiner erzählen, der Klimawandel wäre nicht real. Bis es wieder abkühlt pack ich leider das Bloggen nicht. Ideen sind genug da, aber allein schon diese Sätze hier grenzen an meine derzeitig mögliche intellektuelle Leistung.
Wer einen Regenmacher, oder noch besser Schneemacher kennt, bitte vorbeischicken. Leute, hört einfach auf mit dem ganzen Flugzeugscheiß, mit dem ganzen Fleischreinstopfen, dem ganzen Überkonsum an Konsummist und Kohle und Erdöl! Noch so einen Sommer ertrag ich nicht.
Alle Autos raus, alle Parkstreifen zu Alleen umfunktioniert, alle Fassaden begrünt, alle Hinterhöfe begrünt, die Dächer entweder Photovoltaik oder begrünt... Hitzedeliriumsträume. Aber alles radikal zu begrünen wär die ultimative Klimaanlage!
Ich geh mich wieder flach hinlegen. 

5. August 2015

Yeah und Minimalismustreffen und mein Biobestellinder

Uff. Das waren vielleicht Wochen!

Natürlich hab ich meine Diplomarbeit erst einen Tag vor der absoluten allerletzten Deadline abgegeben. Natürlich hab ich mir den heißesten Juli seit Beginn der Temperaturaufzeichnung zum Lernen auf die Diplomprüfung ausgesucht. In den kühlen Phasen hat dieses Herbstkind hier dann Semmelknödeln mit Rotkraut gegessen, ihre Erdbeerwollsocken sehnsüchtig gestreichelt und von Kohlsprossen (Rosenkohl) geträumt.
Aber auf jeden Fall: YEAH! Ich bin mit der Uni fertig!!!

Ich bin jetzt voll gscheit und weise, wie mein Klavier-Euli. Von meiner Mutter gemacht. Niedlich, oder? (Nur echt mit Klavierstaub.)


Mitten im Lernstress hab ich mir dann eingebildet, ich muss aufs Minimalismusbloggertreffen nach Frankfurt fahren. Und ui war das toll!
Die Zugfahrt von 7h wurde zum Lernen genutzt und mehr als 14h hätte ich sowieso an dem Wochenende nicht gelernt. Also völlig vertretbar. (Ich verschweige, dass ich auf der Rückfahrt nur Musik gehört hab und mit einer Dame im Alter meiner Mutter unfreiwillig Vegetarier/Veganer-Bullshit-Bingo gespielt hab. Und ich bin noch nicht mal mehr Vegetarierin oder Veganerin. Mein Highlight: Das sei eine Lüge, dass kleine männliche Küken in den Häcksler kommen, die Eier werden ja eh durchleuchtet. Ich kenne eine Dame im exakten Alter meiner Mutter, auf die Sekunde genau, also de facto meine Mutter, die ziemlich cool solchen Ernährweisen gegenübersteht. Obwohl ihre persönliche Meinung eher contra ist. Soll sich die Basherin mal eine Scheibe abschneiden.)

Der Weg zum Treffen war bei mir ein bisschen kurvig. Weil ich nach dem langen Studium finanziell etwas leergeblutet bin, und mal mit einer Freundin sehr viel Spaß in verschiedensten nordeuropäischen Jugendherbergen hatte, hab ich mir gedacht: Ich nehm wieder ein Hostel, das war früher immer so lustig. Ich komm hin, war der Häuserblock vom Hostel exakt von den 3 Fixerstraßen umgeben, wo es Heroinpicknick am Gehsteig in der lauschigen Sommerluft gibt, man will ja nicht im stickigen Konsumraum den Schuss genießen müssen. Abgefuckte Gegend halt und ich wollte nicht wissen, was da in der Nacht so abgeht. Nicht von den Heroinjunkies, die sind ja nicht grade aggro. Aber die anderen Gestalten dort waren jetzt niemand, dem ich nach 22 Uhr als 156cm große, ungelogen 10 Jahre jünger wirkende Frau über den Weg laufen möchte.
Ich kenn das von Wien ja nicht, bei uns lungern sogar die Junkies in hübschen Vierteln herum, beim Karlsplatz früher zum Beispiel, umgeben von Prachtbauten wie der Karlskirche, dem Musikverein, der Staatsoper.
Hostel inkl. meiner Zimmergenossinnen auch irgendwie eklig, ich natürlich wieder ausgecheckt. Der Witz ist ja, dass sich das Hostel als Familienhostel angepriesen hat haha! Flucht in das nette *** Hotel, wo sich viele andere vom Treffen auch einquartiert haben.
Ich also in der ärgsten Hitz bei 39 Grad, in der prallen Sonne und nur mit Tastenhandy bewaffnet, das scheiß Hotel gesucht, weil ich vergessen hab, mir die Wegbeschreibung am Tablet beim W-Lan im Hostel rauszusuchen. Weil ich ein Siliziumgehirn hab und ein extrem visueller Typ bin, hab ich mir immer nur die ersten zwei Sätze von den Wegbeschreibungen, die leider völlig ohne Bildmaterial auskamen, gemerkt. Somit hab ich mich dann mit halb Rödelheim (dem Stadtteil wo das Treffen stattfand) angefreundet. Alles sehr sehr nette Menschen. Aber, liebe Pensionisten von Rödelheim, bitte auf Powerpoint upgraden!
Minimalismus, einfaches Leben, Konsumkritik, Klimawandel hin oder her, mein Highlight war das auf 16 Grad runtergekühlte Zimmer.
Frisch geduscht und dann frisch wieder eingeschwitzt hab ichs zum ersten Beschnuppern in ein Lokal geschafft, das riesige Pommesportionen feilbietet. Näheres über die Kulinaria dieses Wochenendes ist bei Apfelmädchen & sadfsh nachzulesen. (Und hier noch die anderen Rückblicke)
Als Introvertierte hab ichs sehr angenehm gefunden, erst mal in einer kleineren Gruppe loszustarten, wobei ich auch hier nur mit denen ins Gespräch gekommen bin, die ich irgendwie vorher schon "gekannt" hab. Am nächsten Tag am Frühstückstisch kamen dann noch drei neue freundliche Gesichter dazu, auch sehr angenehm kleine Runde, wobei ich auch hier wieder nicht mit allen ins Gespräch gekommen bin. Am Treffen selbst waren dann 50 Leute und das war schon etwas erschlagend. Das Schöne war aber, dass ich schon gewusst hab, dass ich als Intro eben niemals mit allen ins Gespräch kommen kann, ohne durchzudrehen und mir daher gar nicht erst den Druck gemacht hab. Noch vor 3 Jahren, ohne dieses Wissen, hätt ich mich nämlich zu sowas gezwungen. Ich hab hauptsächlich mit den Leuten geredet, die ich schon von Blogs oder vom Frühstückstisch gekannt hab. Und das ist vollkommen ok so. Mir ist überhaupt aufgefallen, wie viele Introvertierte dort waren. Naja, eigentlich ist es mir erst aufgefallen, wie es Frau Momo erwähnt hat. Denn sie hat Recht. Intros kommunizieren anders. Ruhiger, weniger in-your-face. Völlig ohne den nervigen sinnlosen Smalltalk, sondern gleich mitten rein in die spannenden Gespräche. Bleiben länger bei einem Thema (wobei mein Freund, auch Intro, ein Themenspringer sondergleichen ist, aber INTP halt. Der war übrigens nicht mit, den interessiert das Thema nicht so) und vor allem länger bei einer Person/Kleingruppe.
Aber nachdem Introversion und Schüchternheit ja zwei verschiedene Paar Schuhe sind, hats natürlich auch am Treffen wie in einem Ameisenhaufen gewurdlt. Die Location war ziemlich cool in so einer alten Schuhfabrik aus Backstein, die alternaitvkulturell genutzt wird. Da hat uns finn echt was schickes organisiert. Überhaupt war das Organisatorenteam eine tolle Truppe! 50 Leute sind ja kein Kaffeekränzchen.
Natürlich waren die Themen sehr interessant, aber ich muss gestehen, dass ich hauptsächlich fürs Leute kennenlernen dort war. Unglaublich nette und fröhliche Menschen und die Blogger irgendwie genauso wie ich sie mir von ihrer Schreibe her vorgestellt hab. Sehr viele waren dort, die "nur" lesen oder auch erst in das Thema reinschnuppern wollen.
Nächstes Jahr definitiv wieder. Nur ohne meine Verspannungs-Hitze-Migräne bitte.
Kurz hab ich überlegt, ob ich vielleicht einen Wiener Stammtisch organisieren sollte, aber da hab ich jetzt grad irgendwie voll keine Zeit. Wär denn Bedarf? Ich glaub, mindestens eine Wiener Leserin hab ich ja (finding hope, ich schiel zu dir!).
War wer von euch am Treffen? (Die liebe Luni, meine Mitbloggerin, hat ja leider keine Zeit gehabt)

Warum ich keine Zeit hab?
Also erstens muss ich natürlich einen Job suchen, weil ich will jetzt endlich auch was TUN und nicht immer nur Wissen ansammeln (Geld wär auch mal fein). Dann muss ich meine Küche und mein Bad renovieren und weil ich sowas selbst immer so gern schau, gibts da definitiv vorher/nachher-Fotos. Und die Wohnung neu ausmalen. Auch da Vorher/Nachher, weil wieso auch nicht.
Ich hinke noch mit allem möglichen hinterher. Nach dem Uniabschluss bin ich ja erstmal gepflegt mit PC-Spielen abgesandelt. Und meine derzeitige Aufgabe, neben der Suche nach ultrakleinen Möbeln und Geräten für meine ultrakleine Küche und mein Mikrobad (Hey! Es gibt 100x70 Badewannen!! Da werden sie wieder lachen, die Besucher. Genau wie über meine 3kg Waschmaschine. Aber: winzige Frau, winziges Bad.), ist, wieder ins normale Leben zurückzufinden. Nachdem ich wochenlang nur Käsebrote mit Senf und Gurkerl, Müsli mit Heidelbeeren und Bananen und die Sachen von meinem Biobestellinder gegessen hab, lerne ich grade wieder Kochen. Drei Monate lang nicht putzen gilt es auch nachzuholen.
Und ich muss noch so viele Emails beantworten, da hink ich auch noch sehr nach. Es sind ja nicht welche, die man einfach mit Dreizeilern abfrühstücken kann. Ich bin ja eine Romanschreiberin.

Deswegen auch die laaange Blogpause hier, tschuldigung. Aber jetzt gehts wieder weiter. Außer den Renovierungsfotos hab ich Lust, ein paar Sachen aus meinem Studium zu erzählen. Am Treffen hab ich bemerkt, dass da doch recht großes Interesse besteht. Ich hab ja ein Öko-Studium gemacht und kann Zahlen und Fakten liefern.
Irgendwann in den nächsten Wochen mach ich den Blog hier auch hübscher, also gerne Verbesserungsideen in die Kommentare, wer möchte! Kein Blatt vor den Mund!

So, ich geh jetzt nachschauen ob mein Bikini eh noch nicht bröckelt beim Gummi. Am Samstag geh ich zum ersten Mal dieses Jahr ENDLICH Baden!
In diesem Sinne,

Plitschplatsch!
materialfehler


4. Juli 2015

Minimalism TAG

Manche Dinge brauchen länger bei mir. Der Minimalism TAG geistert schon seit über einem Jahr durchs Netz, aber ich hab halt erst jetzt Lust bekommen, diese Fragen zu beantworten. Schändlicherweise weiß ich gar nicht, wer damit eigentlich angefangen hat. Die Idee hab ich jedenfalls von The Nife.


1. What drew you to minimalism?

Es gibt ja so die Geschichten von den geläuterten Hoardern und Messies. War bei mir nicht so, bei weitem nicht. Ich war aber auch nicht die geborene Minimalistin. Nachdem ich mit Studienbeginn aus Mutters Quality-over-Quantity-Fittichen draußen war, hab ich mir auch erst mal mein Zimmer vollgeramscht, will meinen, dekoriert.
Minimalismus als Lebensphilosophie habe ich irgendwann zwischen 2006 und 2009 aufgeschnappt. Interessant fand ich das Konzept vor allem in Kombination mit Kritik an Konsum- und Leistungsgesellschaft. Angezogen hat mich vor allem auch die Ästhetik heller reduzierter Räume. Von Umsetzung war aber erst die Rede, als ich 2009 durch eine längere Reise nicht nur philosophisch das Gewicht meines Besitzes bemerkt hab. Ich hab so minimalistisch gepackt gehabt wie noch nie und trotzdem war die Hälfte nutzloser Ballast. Ich glaub, sogar schon am ersten Tag der Ankunft zu Hause fing mein radikales Ausmisten an.
Meine erste Faszination war tatsächlich, wie bei den meisten Leuten, materiell: Weniger Zeug = weniger Putzen, mehr Platz, mehr Geld, mehr Zeit, mehr Qualität, weniger schleppen.


 2. How did you start the decluttering process?


Radikal. Mit wildem Enthusiasmus und durchaus einiger Aggression wurde alles rausgehauen, was ich nicht will und nicht brauch. Ich war wie besessen, hab auf Essen und Trinken vergessen. Die Entscheidung stand, das Klumpert muss weg. Mit Aktionen wie "jeden Tag ein Ding weniger" wäre ich nie glücklich geworden. Hat ja keinen Effekt, kein Drama. (So zizerlweis* Entrümpeln würd ich auch niemandem empfehlen, weil die "Erleuchtung" dann wegbleibt, den man hat, wenn man ein Wochenende lang kräftig ausmistet und das Ergebnis so richtig sieht. Zizerlweis ist unsichtbar und motiviert nicht.)
Der Wahnsinn ging schubweise über 2 Jahre und bei jedem Schub bin ich meinen kompletten Besitz durchgegangen. Das Ausmisten war bei mir ein Prozess, eine ständige Neuevaluation. Manche Dinge hatte der Kopf beschlossen, aber das Herz war erst in der nächsten Runde bereit. Andere Dinge mussten erst ob ihrer tatsächlichen Verwendung beobachtet werden.
Seit etwa 3 Jahren würde ich sagen, dass der Ausmistprozess vorbei ist. Klar gibt es immer wieder mal Dinge wie Fehlkäufe, die in den Freundeskreis wandern, aber das sind großteils Aufbrauchsachen (Kosmetik, Lebensmittel). Es hat sich ein stabiles Besitzlevel eingependelt.

Viel interessanter hätte ich an dieser Stelle die Frage gefunden: What happened after the decluttering process? Ich glaub, die meisten Leute haben eigentlich gar nicht so das Problem damit, mit dem Ausmisten anzufangen. Es ist eher so, dass während und nach dem großen Entrümpeln viele Entwicklungen losgetreten werden. Ich habe gelernt, Besitz und Beziehungen nicht als selbstverständlich anzusehen. Meine Wunschvorstellungen und mein Fantasy Self einem Realitycheck zu unterziehen.


 3. Have you ever counted all your things? If so, how many things do you own?


Besitz zählen finden viele doof, aber es kann schon sehr erleuchtend sein, das zum Beispiel in der Anfangsphase einmal zu machen. Ich bin kein Zahlenmensch, aber ich hab aus Interesse und Prokrastination tatsächlich schon zweimal das Volumen meines Besitzes dokumentiert. Ich wollte wissen, wie viele Umzugsschachteln ich eigentlich bräuchte und hab mir tatsächlich die Mühe gemacht, das direkt auszutesten. Es war interessant, aber bissl mühsam und die Zahl der Umzugskartons, vor allem je nach Besitzbereich war nicht immer mit meinem persönlichen Empfinden übereinstimmend.
Wie viel ich jetzt grade besitze? Hm, ich würde sagen, tetrislike eingeschlichtet würde alles in meinen Kleiderschrank (150x60x220) passen, plus Möbel, Fahrrad und Instrumente. Ja, und was sagt das jetzt aus? Sagt das jetzt was über die Herkunft, die Qualität, den ökologischen Fußabdruck aus, die Bedeutung die mein Besitz für mich hat? Wie viel lagere ich bewusst und unbewusst aus? Was zählt zu persönlichem Besitz?
Ohne Bezugssystem sind das leere Zahlen. Aber so ein Bezug ist hergestellt, wenn man zum Beispiel mit Fotos oder Inventarlisten einen motivierenden Vorher/Nachher-Vergleich anstellt. Dann liegt aber die Aussagekraft allein innerhalb dieses Bezugsystems. Man sieht, wie viel man ausgemistet hat. Wie viel mehr der Platz geworden ist. Nicht mehr und nicht weniger.


 4. What are your tips for dealing with the desire for more?


Der Wunsch nach Mehr bedeutet, dass es keinen tatsächlichen Mangel gibt, den es zu beenden gilt, sondern dass man darüber hinaus mehr haben will, oder? Aber noch keine Sucht.
Ich denke, bei dem Wunsch nach Mehr geht es um zwei Dinge. Einerseits ist Konsum oft der Versuch, Bedürfnisse materiell zu befriedigen, die immateriell befriedigt werden wollen. Andererseits ist Kaufen zwar nicht immer eine Sucht, aber eine Gewohnheit, die erstmal durchbrochen werden muss.
Vermutlich ist das Effektivste, zeitlich abgesteckter kalter Entzug. Eigentlich egal um welche suchtähnliche Gewohnheit es geht, sei es Internetberieselung oder Shoppen oder nach dem Essen Naschen, ich finde kalten Entzug die effektivste Methode, um sich des Ausmaßes der Gewohnheit bewusst zu werden und zwangsläufig (gute!) Ersatzhandlungen finden zu müssen. Nach dem Durchbrechen der Gewohnheit ist man auch besser fähig, sie in einem sinnvolleren Maß wieder einzuführen (oder in manchen Fällen es sogar überhaupt sein zu lassen). Die Dauer des Entzugs richtet sich v.a. nach der Häufigkeit der Gewohnheit. Wer jeden Tag viele Stunden vor Katzengifs hängt, dem reichen vermutlich schon 7 Tage, wer jede Woche Shoppen geht, sollte lieber 3 Monate einplanen. Weil sich alte Gewohnheiten gerne wieder einschleichen, kann es sinnvoll sein, die üblichen Verdächtigen immer wieder mal zu pausieren.
Klar kann man auch irgendwie schrittweise reduzieren, aber ich bin ein Fan von ein bisschen Drama, weil man Dinge nicht so klar wahrnimmt, wenn sie sich nur ein bissi verändern. Es ist aber ungefährliches Drama, weil es ein abgesteckter und nicht übermäßig langer Zeitrahmen ist (in 3 Monaten zerschleißt einem ja nicht gleich die gesamte Jeansabteilung seines Kleiderkastens). Dafür lieber öfter.
Ich hab keine shopping fast machen müssen. Was mir die Augen geöffnet hat, war der Aufwand in unserer Überflussgesellschaft, das angeschaffte Zeug wieder loszuwerden: Geld (wegen Wertverlust), Zeit, Nerven. Da überlegt man sich echt dreimal, ob man sich wieder was kauft. Außerdem versuche ich es lieber erstmal "ohne" (zB: bei der neuen Sportart reicht sicher auch das erstmal oder überhaupt, was man eh daheim hat). Manchmal schreib ichs mir auch auf eine Liste und warte, ob ich etwas in zwei Wochen, zwei Monaten immer noch haben will. Ich war aber auch nie so wirklich kaufwütig. Nichtessbares einkaufen zu müssen nervt mich eher, all die Eindrücke, die Menschen, die Zwangsbeschallung, der Überfluss, in dem es dann trotzdem nicht gibt was man sucht... Ich kenn den Wunsch nach Mehr von mir selbst irgendwie nicht so. Ich kenn aber das Problem der suchtähnlichen Internetberieselung und weiß daher, von was ich oben beim kalten Entzug schreibe.
Gibt es den Wunsch nach Mehr auch im nichtmateriellen Bereich? Ich wüsste jetzt nicht, wo. Das ist doch eine ziemlich konsumistische, kapitalistische Geschichte oder? Oder fällt dir was ein? Etwas, das weder nur Beseitigung eines Mangels ist (Liebe, Bewegung, ...), noch schon tatsächliche Sucht (Spielsucht, Sexsucht...).


 5. How do you deal with non-minimalists in your life?

Ich rede über das Thema eigentlich nur, wenn es aufkommt und dann auch nur sehr subjektiv. Zum Beispiel erzähle ich dann, dass mich zu viel Besitz einfach nervt, weil man das alles ja auch blöd putzen muss. Leuchtet den Leuten immer ein. Das Thema Minimalismus kommt in letzter Zeit (wenngleich auch nicht unter diesem Namen) in Gesprächen mit Freunden, Bekannten, Fremden immer häufiger vor. Ganz viele Menschen sind ziemlich gefrustet von Überfluss, Konsumzwang, Zeitnot.
Mein Umfeld ist generell sehr minimalismusfreundlich. Manche lassen sich inspirieren, manche akzeptieren einfach nur meinen kleinen Tick. Ich werde sogar immer wieder mal als Ausmisthilfe gebraucht, selbst wenn ich nur mit meinem Teehäferl auf der Couch sitz und zuschau.
Ausgesprochene Nichtminimalisten lass ich einfach mit dem Thema in Ruhe. Jedem das seine.


 6. Do you have any guilty pleasures where minimalism doesn't apply?

Nein. Denn wenn mir etwas wichtig ist oder ich es einfach mag, dann ist es ja kein guilty pleasure. Alles was ich besitze, verwende und (oder) mag ich. Es kommt auch immer auf den Bereich an, beim Kleiderschrank zB ist extremer Minimalismus nicht sinnvoll für mich (Kleidung zerschleißt mir schneller als ich befriedigend nachkaufen kann). In anderen Bereichen hilft mir dagegen wiederum Extremminimalismus. Und es gibt durchaus noch den einen oder anderen Gegenstand, den mein Herz nicht gehen lassen will, und das darf auch so sein. Ausmisten um des Ausmistens Willen bringt ja keinem was. Minimalismus ist kein Selbstzweck sondern ein Hilfsmittel und soll das Leben erleichtern.


Jetzt bist du dran! Ich bin neugierig, wie du diese Fragen beantwortest. Gerne auch in deinem Blog, lass mir doch dann ein pingback da! Beantworte alle Fragen, oder pick dir was raus! Wie tickst du beim Minimalismus - fühlst du dich als Minimalist, oder schnupperst du in das Konzept nur rein?



* zizerlweis ist zizerlweis halt. Ja ich weiß auch nicht wie ihr Deutschen dazu sagts. Das österreichische Wörterbuch sagt: "nach und nach, in kleinen Stücken", aber das trifft nicht ganz die Bedeutung. Diese kleinen Stücke sind bei zizerlweis wirklich miniminimini. Es hat auch so einen gewissen Nervcharakter und Ungeduld dabei. So wie wenn kleine Kinder in aller Ruhe zizerlweis Buchstabe für Buchstabe aus der Suppe klauben und du eigentlich echt dringend wohin musst. Dieser wichtige Teil der Wortbedeutung geht bei "Stück für Stück" verloren und deswegen steht oben auch zizerlweis.

26. Juni 2015

Themenwechsel

Normalerweise kündige ich Themenwechsel ja nicht extra an, aber irgendwie find ichs grade angebracht.
Ich werde die Kleiderschrank-Reihe wieder ein bissl unterbrechen, weil mir sonst die Puste ausgeht. Ich hab grad keine globalen Ideen wegen der Umsetzung (v.a. wie man verschiedene Stile mit verschiedenen Archetypen umsetzt und so). Vielleicht ist noch ein weiteres Erklärposting für Kibbe notwendig, vielleicht auch nicht, mal abwarten. Ich weiß auch fürs nächste Archetypensystem (das mit den frei mischbaren Essences) einfach noch nicht, wie ich das angeh - oder was ich überhaupt drüber denk. Kibbe muss jetzt bei denen, die interessiert sind, eh erst mal sickern und Fragen werden weiterhin in den Kommentaren beantwortet. Gern helf ich auch per Email ein bissi.
Aber die nächste Zeit hab ich erstmal wieder Lust auf Sachen, die direkt mit Minimalismus zu tun haben :)
Schließlich lautet das 2015er Motto ja: Musenkuss.

Bussi,
das Fehlerchen :)

22. Juni 2015

Archetypen: System A - Kibbe (2) Typ rausfinden

1) Mach den Test

Für den Einstieg bietet sich der Test aus dem Forum an (die ersten beiden Links). Er ist gut bebildert und zeigt dir auch gleich, worauf es beim Typisieren ankommt, welche Körpereigenschaften relevant für die Einschätzung sind. Schnapp dir für den Test wen Zweiten, weil die Selbsteinschätzung ja oft schwierig ist.
Zusätzlich zur gefühlsmäßigen Auswertung am Ende vom Test, kannst du auch diese alternative Auswertung machen.
Wichtig: Dieses Testergebnis ist ein erster Anhaltspunkt und muss noch nicht stimmen! Du musst das erst durch systematisches Klamottentesten verifizieren und nicht selten kommt man dann doch auf einen bissl anderen Typen.
Wenn du dann also dein Ergebnis ausprobierst, probier auch diese ähnlichen Kibbetypen mit:

Nachbartypen
Dramatic → SD, DC, FG
Soft Dramatic → D, TR
Flamboyant Natural → SN, N, FG
Natural → FN, SN, D, FG
Soft Natural → FN, N, R, TR, SG
Flamboyant Gamine → DC, G, SG, D
Gamine → SG, FG, C, DC
Soft Gamine → FG, G, R, TR, SN
Dramatic Classic → C, SC, D, FG
Classic → DC, SC, G
Soft Classic → DC, C, SG, R
Theatrical Romantic → R, SD, SN, SG
Romantic → TR, SG, SN, SC

2) Bisherige Erfahrungen

Was sagt dein persönlicher Erfahrungsschatz? In welchen Sachen hast du dich gut oder schlecht gefühlt? Wo gabs viele Komplimente?
Versuch, eine möglichst detaillierte Liste zu machen.
Was sind deine bisher besten Kleidungsstücke? Beschreib sie möglichst genau: Welche Linien siehst du? Welche Schnitte? Welches Muster? Welche Formen? Wenn du Muster beschreibst, sei möglichst detailliert (Größe, Form, Regelmäßigkeit, Farben, Farbkontrast etc.).
Was sind deine Anti-Sachen? Worin hast du dich, vielleicht wider Erwarten, gar nicht wohl gefühlt?
Zwiespalt-Sachen: Was findest du an dir gut, andere an dir aber nicht so? Oder was finden andere an dir gut, du aber scheußlich an dir?
Kannst du dadurch anhand der Empfehlungslisten (s.u.) bestimmte Archetypen schon eher ausschließen, andere dafür in die enge Auswahl nehmen?

3) Vergleiche dich mit anderen

Unterhaltsam und hilfreich kann es sein, sich selbst mal im Kontext der (verifizierten) Kibbetypen zu sehen. Es gibt schon fertige Collagen, in die du einfach dein eigenes Portraitbild (am Besten in Schwarz/Weiß, Farben können von den Linien ablenken) dazu-photoshopst. Zusätzlich, oder alternativ kannst du auch auf der einen Bildschirmhälfte ein aussagekräftiges Bild von dir aufmachen und auf der anderen Bildschirmhälfte die Collagen oder meine pinterest-Sammlungen und dich dann so direkt vergleichen.
Auch wenn du Gruppenfotos mit dir und anderen Frauen drauf daheim hast, kann das hilfreich sein. Welche Unterschiede fallen dir auf? Bist du größer/kleiner oder wirkst du größer/kleiner? Bist du runder, eckiger, weicher, muskulöser etc. als die anderen?

Der Vergleich zeigt nur eine Tendenz an. Selten findet man mit ein bissl Glück ein Promi-Lookalike, was aber auch nix heißen muss. Ich pass bei den Promi-Collagen zu den meisten yin-Typen (R, TR, SN, SG, SC) und wirk fremd bei den ganzen yang-Typen (D, SD, FN, FG, DC). Die größte Ähnlichkeit ist bei mir aber schon bei R und TR da.

4) Verifiziere dein Ergebnis

Ohne dass du konkret die jeweiligen Kleidungsstücke ausprobiert hast, kannst du nicht wissen, ob du wirklich dieser Typ oder ein bissl ein anderer bist.
Du findest hier die Empfehlungslisten für die jeweiligen Typen. Es wäre klug, wenn du dich hinsetzt und dir die für dich relevanten übersetzt, auch wenn dein Englisch gut ist. Sehr hilfreich hab ich auch dieses Dokument gefunden (hier der 3. Link), das einen die Recs direkt nebeneinander vergleichen lässt.
Der Idealvorgang ist, dass du dich genau in die (übersetzten) Recs (Empfehlungen) einliest und versuchst, dich als vollständigen Archetyp XY zu verkleiden. Von Frisur bis Schuhe. Fotografieren und dann am PC in Ruhe vergleichen. Das ist durchaus ein bissi ein Aufwand, aber sehr effizient.
Alles andere dauert halt länger und kann auch zu Fehleinschätzungen führen. Aber ist natürlich auch möglich. Du kannst dir zum Beispiel 1-2 Outfits zusammenstellen, die den jeweiligen vermuteten Archetypen entsprechen (lies dir v.a. die Recs durch und schau nicht auf pinterest!) und mal ein paar Wochen immer wieder anziehen und schauen, was passiert. Du kannst Themenschwerpunkte wählen und die Recs so aufgeteilt nach und nach ausprobieren. Die meiner Meinung nach wichtigsten bzw. aussagekräftigsten Elemente sind Taillenbetonung (keine, leicht, stark?), Position der „Taille“/Gürtel (von Babydoll bis Hüfte), beste Position für Schmuck (Gesichtsnähe, übern ganzen Körper verteilt, auf Bauchhöhe?), Detailmenge (viel Klimmbimm, ein Statementteil, so wenig wie möglich?), Saumlänge (knielang, bodenlang oder egal?). Du kannst auch die Anti-Sachen testen, die du in den Recs jeweils findest.
Es bleibt aber ein Prozess, in dem du sehr viel lernst und dein Typ muss nicht von heut auf morgen feststehen. Bleib offen.

Dinge, die du bedenken musst


  • Fotos machen: Kannst du vorm Spiegel, mit Selbstauslöser oder einer geduldigen Person. Wichtig ist, dass die Kamera auf deiner Schulterhöhe positioniert ist, weil sonst deine Proportionen verschoben werden. Nimm auch deine Brille ab – ich hab das oft nicht gemacht und ärger mich jetzt sehr. Selbst wenn eine Brillenform super passt, Brillen stören beim Beurteilen ganz ungemein. Es hilft, wenn du die Fotos dann zum Beurteilen auch in Schwarz/Weiß-Version photoshopst, Farben können sehr ablenken.
  • Kibbe hat sein Buch "Metamorphosis" in den 80ern geschrieben und so musst du die Recs auch lesen. Heute trägt ja kaum wer Schulterpolster und die Stoffe haben sich enorm verbessert, sodass es da dank Stretch viel mehr Spielraum gibt. Was er außerdem über Charakter/Persönlichkeit schreibt, bezieht sich auf die Filmrolle!
  • Wir sind derzeit umgeben von Natural-Klamotten. Modeblogs, Pinterest, alles voll mit Natural. Es ist teilweise so schlimm in manchen Geschäften, dass ich als TR echt heulen könnt. Unser Auge ist komplett auf Natural eingestellt. Wir können daher auch unter Umständen nicht so gut sehen, wenn uns Naturalzeugs eigentlich gar nicht steht. Oder wir halten manche Naturalsachen vielleicht für Zeug für unseren nicht-Natural-Archetypen.
  • Grundsätzlich haben wir natürlich unsere Intuition und meist schon so ein Gefühl dafür, was uns ca. steht. Aber da wird so viel reingepfuscht. Es gibt auch den neuropsychologischen Effekt, dass uns gefällt, was wir oft sehen (uns schmecken auch Sachen, die wir oft essen. Nicht umgekehrt!). Nur weil dir also etwas gefällt, muss es nicht sein, dass das auch dein Archetyp ist. (Was nicht heißt, dass du den Stil nicht trotzdem, an deinen Körper angepasst, tragen kannst)
  • Nicht alle Kleidungsstücke kann man immer exakt einem Typen zuordnen. Letztes Jahr zum Beispiel waren sehr viele FG-Sachen in, wo die Schnitte und Muster gepasst haben, aber leider die Stoffe oft viel zu weich und schlabbrig waren. Wenn du also noch auf der Suche nach deinem Typ bist und Sachen probierst, müssen erstmal wirklich alle Eigenschaften abgehakt werden können.

Das mit pinterest...

...ist bei mir eine Hassliebe, wie du weißt. Einerseits das Klischeezeugs, die viele Abendmode. Aber dann halt schon auch hilfreich. Wenn schon pinterest, dann schau dir folgende Boards von Best Dressed an:  "commentary booth", "body types", "shopping for your season" und "know your best hair color" - die zeigen gute und Antibeispiele. Allerdings weicht das System von Best Dressed leicht von Kibbe ab (basiert nur drauf), sodass ich das nur zum Verstehen des Prinzips, aber nicht für die konkreten Klamottenbeispiele nehmen würde. Bei anderen Boards wär ich prinzipiell vorsichtig, viele davon sind Boards von Leuten, die selber im Lernprozess drin sind. 

Außerdem hat sich auch Vanessa von Stylesyntax überlegt, wie man seinen Kibbetypen am besten findet.



Welche Fragen hast du? Wo bräuchtest du mehr Infos oder Hilfestellung? Wo sind deine Knoten im Kopf?

Wenn du einen Hinweis von mir brauchst, schick mir gern ein, zwei aussagekräftige Fotos von dir (Ganzkörper, normale Indoorkleidung, keine Brille, aus Schulterhöhe fotografiert) per Email, (siehe oben bei Kontakt) dann geb ich dir eine erste spontane Einschätzung. (Privatsphäre und Datenschutz rocken, also keine Sorge :) ).

Dieses Posting ist Teil meines Kleiderschrankprojekts. Das Einstiegsposting zu den Archetypen findest du hier.



19. Juni 2015

Archetypen - System A: Kibbe (1) Einleitung

Ich hab jetzt wirklich lang herumüberlegt, mit welchem System ich anfangen soll. Soll ich mit Kitchener/Northrup anfangen, weil ja jetzt viele schon bei TIB herumgeschaut haben? Und weil es das ursprünglichere System ist?
Kibbe ist aber (in meinen Augen) sehr viel logischer, hat eindeutige Checklisten, ist im Netz weiter verbreitet, es gibt sogar ein Buch und es gibt nur 13 Typen, anstatt die schier unendlichen Mischtypen vom Kitchenersystem.
Diese überschäumende Vielfalt ist meiner Meinung nach gar nicht notwendig, (Weniger ist mehr, oder?) Kibbe funktioniert mit seinen 13 Typen tadellos und ich finde, das System bietet ironischerweise viel mehr Spielraum für Individualität, weil es mit weniger Typen ja entsprechend größer gefasst ist.
Ich würde mit Kibbe beginnen. Erst wenn du Finetuning möchtest oder mehr Inspiration, oder (seltener Fall!) bei Kibbe kein Platzerl findest, würd ich mal zu Kitchener rüberschauen.

Sehr wichtig zu wissen ist: Kibbe ist primär ein Linientypensystem. Kitchener/Northrup/McJimsey (kommt im Anschluss) hingegen scheint mir viel stärker auf Essences zu gehen – Filmrollen. Ich hoffe, dir ist im Stil-Posting der Unterschied klar geworden und wenn ich dann auch auf Kitchener eingeh, wird er sicher noch verständlicher.
Kibbe fokussiert sich also auf Linien, das heißt, dein Farbtyp und deine Filmrolle (=Essence) sind komplett egal. Wir sind wieder bei den Basiskonzepten Linie und Yin/Yang! Vielleicht lies diese beiden Postings jetzt nochmal kurz durch zur Erinnerung. Und vergiss vielleicht erstmal den Truth-is-Beauty-Blog, den darfst du beim Kitchener-Posting dann wieder anschauen.

Die Kibbetypen

Im Kibbesystem gibt es die 5 Grundarchetypen (von Yang nach Yin) Dramatic, Natural, Gamine, Classic und Romantic. Jeden dieser Typen gibt es außerdem noch in einer Yin- und einer Yang-Version (außer Dramatic und Romantic, weil die jeweils schon am Ende der Skala stehen). David Kibbe hat durchaus seine Schrullen, deswegen heißen seine Typen im Endeffekt nicht einfach yang Natural und yin Natural etc., sondern:

Dramatic (D)
Soft Dramatic (SD) – yin Dramatic
Flamboyant Natural (FN) – yang Natural
Natural (N)
Soft Natural (SN) – yin Natural
Flamboyant Gamine (FG) – yang Gamine
Gamine (G)
Soft Gamine (SG) – yin Gamine
Dramatic Classic (DC) – yang Classic
Classic (C)
Soft Classic (SC) – yin Classic
Theatrical Romantic (TR) – yang Romantic
Romantic (R)

Nicht missverstehen: Diese Liste ist nicht exakt von Yang nach Yin geordnet! Man kann da nicht mehr so leicht eine Liste machen, es ist eher ein Netz. Ach, ich werd da noch eine Schmierpapierillu nachreichen.

Wie schauen diese Typen aus?

Die Grundtypen haben alle bestimmte Körpereigenschaften, woraus sich Empfehlungen ableiten lassen.
Dramatics sind groß, säulenartig und haben scharf geschnittene und/oder markante Gesichtszüge. Entsprechend gibt Kleidung diese Säulenhaftigkeit und Edgyness wieder.
Naturals sind eher groß, haben eine T-Silhouette (starke Schultern) und freundliche, natürliche Gesichtszüge. Die Kleidung ist relaxed, locker und lässig.
Gamines sind wilde Mischungen aus Yin- und Yang-Linien und haben einen kompakten Körperbau. Auch ihre Kleidung besteht aus wilden Mixen und kompakten Schnitten.
Classics sind genauso wie ihre Kleidung symmetrisch und elegant understated.
Romantics sind eher kleiner, kurvig und weich. Ihre Kleidung gibt das mit vielen runden Linien und weichen Stoffen wieder.

Die Grundtypen kippen entweder in den Romantic (yin) oder in den Dramatic (yang) rein. (Die wenigsten Menschen finden sich in N, G oder C wieder)

Bei der yang-Version (Dramatic-Einfluss: Flamboyant/Theatrical/Dramatic) passiert immer das:
Linien im Körper werden eine Spur yangier: leicht schärfer geschnittene Gesichtszüge, breitere Schultern oder säulenartigerer Körperbau, Knochenbau mit mehr Substanz oder schärfer geschnitten, geradere Taille, größer oder wirkt größer.
Muster werden eine Spur größer und eckiger, Stoffe eine Spur steifer, Schnitte geradliniger (Taillenbetonung wird unwichtiger), Linien schärfer (eckiger, spitzer), Kontraste stärker.

Ein Romantic-Einfluss (yin-Version/“Soft“) macht auch immer dasselbe:
Linien im Körper werden eine Spur weicher: weichere, runder geschnittene Gesichtszüge, weicheres „Fleisch“, kurviger (= schmälere Taille, runderes Becken), zierlicherer (einzelne Knochen) und/oder breiterer Knochenbau (Silhouette), kleiner oder wirkt kleiner.
Muster werden eine Spur kleiner und runder, Stoffe weicher, Schnitte kurviger und runder (Taillenbetonung wird wichtiger), Linien sanfter, Kontraste schwächer.

Natürlich macht es einen Unterschied, wie yin oder yang der Basistyp ist, von wo man ausgeht. Ein Theatrical Romantic ist ein Romantic, der eine Prise Dramatic abbekommen hat, aber deswegen wird die Taillenbetonung nicht unwichtig (ganz im Gegenteil!), dafür ist er noch viel zu yin. Ein Soft Dramatic hat ein bisschen Romantic abbekommen, aber kann sichs aussuchen, ob Taillenbetonung oder nicht.

TiB-Leser werden sich fragen: Wo sind Ingenue und Ethereal hin?
Ich persönlich bin ja zwiegespalten. Rachel von TiB ist ja sehr begeistert vom Kitchenersystem (das 7er System mit der freien Mischbarkeit) und ich verstehe, warum sie das ist. Ich verstehe aber auch die Gründe, warum die beiden aus dem Kibbesystem rausgeflogen sind. Ingenue ist so eine Sache. Meine Ingenue-Portion macht letztlich doch überhaupt keinen Unterschied bei meinem Linientypen (Theatrical Romantic). Oft verwächst sich Ingenue außerdem zwischen 20 und 30 Richtung Romantic und ursprünglich wurde Ingenue sowieso eher als Romantic-Version für junge Mädchen gehandhabt. Auch Ethereal ist umstritten (hier in den Kommentaren).

Im nächsten Teil zeig ich dir, wie du deinen Typ rausfinden kannst.


Inhaltsverzeichnis zu Kibbe
(1) Einleitung
(2) Typ rausfinden
(3) Umsetzung
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